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Brief vom 28. Juni 1711

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


763.


[278]
Marly den 28. Juni 1711.
… Ich cittire jungfer Colb[1] sprichwörtter offt, wie E. L. woll wißen; es felt mir noch eines ein auff daß E. L. die gräffin Cosel so [279] ahngenehm finden. Hirauff würde meine gutte hoffmeisterin gesagt haben: Es muß woll etwaß sein, so den himmel helt, sonst fiel er. Aber es muß woll dießer damen ahngenehmes weßen sein, so den König in Poln gezwungen, dieße dame ihrem manne zu nehmen undt zugleich auch seine gemahlin zu verlaßen; denn das seindt doch keine lobliche actionen; finde dieße dame frech, sich so ohne scheü zu weißen. Made de Montespan pflegte zu sagen, sie scheüe sich vor nichts alß vor die schweitzer undt teütsche soldaten, car ces gens la, sagte sie, sont si grossiers, qu’ils apellent toutte chose par leur nom: sie hatten ihr hur nachgeruffen. Ich glaube doch, daß mitt einem solchen leben, so glücklich es auch scheindt, das gewißen bey all der pracht nicht gar ruhig ist …
Ey pfui! warumb wollen E. L. glauben, daß sie einen schleünigen todt haben werden? Alle die, so den schlag bekommen, sterben nicht dran. … E. L. undt ich seindt von den friedtfärtigen sowoll alß l’abbé de St. Pierre[2], so vor dießem mein premier aumonier geweßen, der macht gantze project, umb ewige frieden machen zu können, will ein gantz buch davon schreiben. Ich schicke E. L. hirbey sein erstes caye[3], ich zweyffle aber, daß er das buch gantz außschreibt, denn man hatt ihn schon mitt außgelacht. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 28. Juni 1711 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 278–279
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0763.html
Änderungsstand:
Tintenfass