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Versaille den 15. November 1711.
… Man tractirt mich beßer alß vor dießem, allein man will mich
noch in kein particulier haben, also habe ich mich noch nicht zu berühmen,
daß man meine geselschafft ahngenehm findt. Mein pupil
[1], so man mir
auffgetragen, helt sich nun Gott lob beßer undt profitirt von meinen
predigen, Gott gebe nur, daß es dawern mag; vatter undt mutter sagen nichts,
wurden gantz attendrirt in meiner predigt, die dochter weinte bitterlich, [ich]
gab ihr kein eintzig böß wordt, contrarie ich bejammerte sie sehr, daß sie so
übel erzogen sey worden undt mitt all ihrem gutten verstandt ihre
schuldigkeit nicht gelehrnt hette noch was ihre schuldigkeiten erforderten, welche unßer
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Herrgott doch eingesetzt hette, umb unß glücklich in dießer undt jener welt
zu machen, daß es mir leydt were, daß man mir die commission geben
hette, sie zu filtzen, daß ich sie aber vor so raisonable hilte, daß ich nicht
zweyffelte, daß, wenn man ihr erweißen würde, was einer großen fürstin,
wie sie nun seye, zukomme, was sie zu fliehen undt zu folgen hette, was sie
dem König, ihrem herrn, wie auch vatter, mutter, dem dauphin undt
dauphine schuldig were, undt ahn sich selber, so würde sie gantz von conduite
endern undt suchen, sich von jederman beliebt zu machen, worinen ihr glück
bestehe; daß ich ihr nichts von unßerm Herrgott sage, daß dießes mir zu
hoch were, daß ich nicht würdig genung davon reden könte, überlaße
derowegen solches ihrem beichtsvatter, sage aber nur, daß nichts heßlicher stehet,
wenn man von ihrem alter ist, [als] sich zwingen zu wollen, keine Gottheit zu
glauben, daß dießes nicht allein Gottes zorn undt straff müße nach sich
ziehen, sondern auch aller menschen verachtung, indem unß christen befohlen
were, gott von gantzem gemühte zu lieben undt seinen negsten alß sich selbst,
daß sie diejenigen, so sie in dießen bößen maximen unterrichten, ihre große
feinde weren, indem sie sie suchten in dießer undt jener welt unglücklich zu
machen, aber ich, die [ich] sie nur alß mein kindt undt enckel betracht, wünsche
nichts mehr in dießer welt, alß sie vollkommen glücklich zu sehen, daß ich
mein eygen glück in meinem alter darauff bawete … Mein harangue war
noch lenger, aber ich förchte so sehr, E. L. schon langeweille gemacht zu
haben, daß ich auffhöre. Mein sohn verdirbt offt, was ich lang gutt
gemacht habe. …