[298]
Versaille den 4. Februari 1712.
… Ich habe das memorial von mons. Bothmer
[1] hir wegen des
verstandts sehr loben hören, aber man fürcht, daß es den frieden gantz brechen
[299]
wirdt; wolte also lieber, daß es übeller geschrieben were. Ich kan mich
nicht genung verwundern, wenn ich sehe, daß E. L. herr sohn alles, was er
thut, vor E. L. verhehlt, undt solche sachen, die sie in den gazetten leßen.
Man sagt nichts mehr vom König in Schweden; was aus dem kindlein
werden wirdt, sal de tid leren. Hir meint man, daß des Czaars frieden
mitt den Türcken gantz gebrochen seye … E. L. machen mir das waßer in
den mundt kommen mitt Acken
[2]; aber ich will nicht dran dencken; weillen
es leyder nicht sein kan, macht es nur trawerig. Mons. Baudelot
[3] hatt eine
hertzliche freüdt über mons. de Leibenitz andtwordt. Mich wundert nicht,
daß die schönne Keyßerin
[4] ihrem heßlichen herrn vatter
[5] gleicht; das
geschicht offt, daß hübsche leütte heßlichen gleichen … Daß die Königin
[6] in
Engellandt den duc de Marlbouroug undt seine fraw hast, ist kein wunder,
sie seindt gar zu insolent gegen I. M. geweßen, aber mich deücht doch, daß
die Königin dem Marlbouroug vergeben solte, weillen er seine schuldigkeit
nur gar zu woll in der armée gethan sowoll in bataillen alß belägerungen,
undt mich deücht, daß triomphirende eher dancksagungen alß straff verdinnen,
es seye denn, daß die Königin, wie man hir sagt, ihn überweißen könte, daß
er sie vom thron stoßen undt sich zum protector machen [wollte] wie Cromwel; in
dem fall hette die Königin recht, ihn bey dem halß zu krigen undt fest zu
setzen, denn man sagt hir, daß er schon in arest genohmen ist … Es seindt
wenig leütte in Franckreich, so auff die angen
[7] sehen, aber auff gutt gelt
sehen sie alle.