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Giov. Franc. Borri (oder Borro, Burrhus), ein berücht. Prophet, Alchimist, Wunderdoctor u. Betrüger; geb. zu Mailand 1627, in Rom zum Jesuiten u. für den röm. Hofdienst erzogen, widmete sich aber hauptsächl. alchimist. Forschungen, gab vor, den Stein der Weisen erfunden zu haben, u. fühlte sich auch durch vorgebl. göttl. Offenbarungen berufen, das Reich Gottes auf Erden zu errichten (1654). Von der Inquisttion bedroht, entfloh er nach Mailand u. von da nach Straßburg, u. wurde 1661 in Rom u. Mailand im Bildnis verbrannt, sein Name an den Galgen geschlagen. In Straßburg nicht geduldet, ging er nach Amsterdam. Die umfassendsten Studien hatten e. großen, vielverlangten Arzt aus ihm gemacht; das Geld floß ihm in großen Summen zu u. erlaubte ihm, e. glänzendes Haus zu machen. Er ging dann nach Hamburg (1666), wo er die Bekanntschaft der sich damals dort aufhaltenden Königin Christine von Schweden machte, welche von ihm Unterricht in der geheimen Wissenschaft u. den Stein der Weisen begehrte. Von Hamburg aus begab er sich 1667 über Hannover auch nach Wolfenbüttel, wo er auch den Herzog Rudolf August anschwindelte. Die Kurf. Sophie schreibt am 26. Jan. u. 3. Marz 1667 an ihren Bruder, den Kurf. Karl Ludwig v. d. Pfalz (Public. a. d. Kgl. Pr. Staatsarch. 26, S. 114. 116): Bury a passé par icy, nous l’avons envoié avec un carosse à 6 chevaux à Wolfenbudel, où il se vout pourger de ce qu’on dit de luy en Hollande. Sa vanité le ruine, car il ne veut accepter de l’argent de personne; il est de tres bonne compagnie, fait crever de rire; j’ay veu son frère à Milan, qui est noble; il scait faire cent belles choses et on advoue en Hollande, qu’il a de tres beaux secrets. … On dit que Bourri gouverne entièrement l’esprit du Duc Roudolphe Auguste de Wolfenbudel; ce bon Prince sera sans doute sa dupe. – Von Hamburg begab sich Borri auch nach Dänemark, wo er den schwachen König Friedrich III. zu gewalt. Verschwendungen verleitete. Nach dem Tode dieses Königs verließ er den Norden Europa’s, um sich nach der Türkei zu begeben, ward aber auf der Reise dorthin in Mähren am 18. Apr. 1670 verhaftet u. nach Wien gebracht. Hier soll er den Kaiser Leopold I. gerettet haben von der Vergiftung durch Kerzen, reich mit Arsenik getränkt. Am 20. Sept. 1713 schreibt Prinz Eugen v. Savoyen an Gr. Sinzendorf (Polit. Schr. des Pr. Eugen VII, 45): Mit d. Auswahl Bentenrieders als polit. Adjutanten bin ich zufrieden u. werde Sorge für die Gesundheit dieses vortreffl. Mannes tragen, daß ihm keine Besorgnis selbst wegen der Aqua tofana anwandelt. Man muß über Manches einen Schleier werfen, wie es Kaiser Leopold that, als er von dem unglückl. Borri überzeugt wurde, daß sein eingesogenes Gift von den auf seinem Tische gebrannten Wachskerzen herrührte
. – Vom Kaiser ward Borri dann dem Papst unter der Bedingung ausgeliefert, daß man ihn nicht am Leben strafe. Nachdem er seine Ketzereien öffentlich abgeschworen, ward er 1672 aus den Kerkern der Inquisition auf die Engelsburg gebracht, wo er 1685 starb.
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Nach dem Falle des Königs Gustav Adolf von Schweden bei Lützen 1632 verbreitete sich bald das grundlose Gerücht, daß er von Verräthers Hand erschossen: daß der während der Katastrophe in seiner nächsten Nähe befindl., sich aber durch schleunige Flucht rettende Herzog Franz Albert von Lauenburg dieser Verräther gewesen sei.