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Versaille den 21. Jan. 1714.
… In meinem gewißen bin ich sehr ruhig gottlob, dencke keine ander
religion zu haben, alß eine gutte christin zu sein, das werde ich mich je
mehr befleißigen undt Gott taglich bitten, mir die gnadt dazu zu geben;
was die andern dencken, da mische ich mich nicht ein, kauffe kein buch weder
von ein oder ander parthie undt leße nichts alß die bibel, die texten seindt
mir zu hoch. Aber es deücht, daß man beßer thun könte, alß sich zu haßen
undt allezeit im streydt zu sein. Die pfarer können predigen gegen was man
übels im carnaval thut, aber gegen das kan man allezeit predigen, aber
nicht gegen die unschuldigen zeitvertreib; aber was die herrn prediger
gewohnt sein, das sagen sie immer fort, sie müsten sonst zu offt frische predigten
machen, undt das ist mühsam undt es ist natürlich, gern der mühe enthoben
zu sein … Es ist mir unleydtlich, daß alle Churfürsten Könige sein, der es
von Sardaignen sein will
[1], spilt das große spiel tag undt nacht zu Paris
biß ahn den hellen tag, so ich nicht aprobiren [kan]. Gestern stieß I. L.
das fieber mitt frost ahn, das kompt von dem unordentlichen leben.