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Brief vom 21. Januar 1714

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


825.


[337]
Versaille den 21. Jan. 1714.
… In meinem gewißen bin ich sehr ruhig gottlob, dencke keine ander religion zu haben, alß eine gutte christin zu sein, das werde ich mich je mehr befleißigen undt Gott taglich bitten, mir die gnadt dazu zu geben; was die andern dencken, da mische ich mich nicht ein, kauffe kein buch weder von ein oder ander parthie undt leße nichts alß die bibel, die texten seindt mir zu hoch. Aber es deücht, daß man beßer thun könte, alß sich zu haßen undt allezeit im streydt zu sein. Die pfarer können predigen gegen was man übels im carnaval thut, aber gegen das kan man allezeit predigen, aber nicht gegen die unschuldigen zeitvertreib; aber was die herrn prediger gewohnt sein, das sagen sie immer fort, sie müsten sonst zu offt frische predigten machen, undt das ist mühsam undt es ist natürlich, gern der mühe enthoben zu sein … Es ist mir unleydtlich, daß alle Churfürsten Könige sein, der es von Sardaignen sein will[1], spilt das große spiel tag undt nacht zu Paris biß ahn den hellen tag, so ich nicht aprobiren [kan]. Gestern stieß I. L. das fieber mitt frost ahn, das kompt von dem unordentlichen leben.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 21. Januar 1714 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 337
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0825.html
Änderungsstand:
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