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A Madame de Harling à Osnabruck.
Sch[w]etzingen den 12. aprill 1671.
… Weil ich nicht zweiffele, mein hertzlieb fraw Harling werde sich auch ein wenig erfreüen, einen von ihrer alten zucht zu sehen, als hab ich nicht unterlaßen wollen, mit dißem brief so viel zu machen, daß ich zwar nicht persönlich dabey sein kan, welches mir dan leidt genug ist, daß ich aber doch bey ihnen in gedancken sein möge. Mein bruder[1] hat gestern geprotestirt, ich möchte doch nicht weinen, wie letztmahl, wan er weg gehe, weil er an so ein gut ort gehet,[2] wonach er so sehr verlangt hette, so hab ich geantwortet:Ich werde nicht weinen, daß ihr nach Osnabrück geht, sondern daß ich nicht mit gehen darf; worüber er geantwort: wan ich darüber weinte, hette ich rechtmäßige ursach. Ich bitte, fraw Harling wolle doch meine entschuldigung bey den printzen machen, daß ich nicht geschrieben habe, denn erst alleweil erfahren, daß sie morgen weg gehen; bitte, alle printzen wie auch printzessgen von meinetwegen dinstlich zu grüßen. Ich glaube, sie wirdt meinen bruder nicht mehr kennen, weil er seitter den blattern sehr verendert ist; mich deucht, er sey dicker undt größer geworden. Fraw Harling berichte mich doch mit ehesten, wie sie ihn gefunden haben; ich förchte, die mäler werden ihm bleiben. Die princess von Denemarck[3] wirdt itzunder mehr auf sein gutt gemüht, als gesicht sehn müßen, dan dießes wirdt sie richtig finden. Fraw Harling wirdts auch woll an ihm verspüren, wan er ein weil bey ihnen wirdt geweßen sein. Er hat mir auch gesagt, daß er sich auch auf sie verließ, daß wan er etwa einige fehler [014] begehen solte, daß sie ihm wegen alter kuntschaft sagen würde undt noch als mit seine hofmeisterin sein. Was neues von hir ist, wirdt mein bruder und seine leüt all sagen…
