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Brief vom 12. Februar 1672

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Anna Katharina v. Harling, geb. v. Uffeln


17.


[017]
St. Germain den 12. februari 1672.
… Es ist mir recht leidt, auß euerem schreiben zu sehen, daß Mons. Harling so einen ubelen fall gethan; sagt ihm von meinetwegen, ruschenblattenknechtgen[1] ließ ihn grüßen undt ihm sagen, daß ich hoffe, es werde nun wider woll mit ihm sein. Ahn Mons. Helmundt[2] bitte ich auch zu sagen, daß er zu Paris sicher vor den steinen wirdt sein, weil ich in kein closter logire, denn zu Neüburg warens die geister von den verstorbenen nonen, so so mit steinen wurfen, wie er mir selber gesagt hat; aber mit [018] kälberaugen kan man hir nicht werfen, weil man keine kälberkopff uber disch bekombt, als die man selber mit bringt, aber die sein nicht gekocht, also kan man nicht woll mit den augen werfen. Alhir spilt man ebenso woll Lanterlüe[3] als zu Manheim, denn ichs viel leütten gelernt, undt itzunder spielt[4] [es] baldt alle menschen. Wie ich heütte nachmittag durchs Königs kammer von der Königin bin kommen, seindt mir 2 nachgeloffen, welchen ich hab versprechen müßen, daß ich heütte vor 8 wider kommen wolle, umb in der Königin kammer Lanterlüe zu spillen: der eine ist der Hertzog von Angien[5] undt der andere ist Mons. de Noyers. Sie wollens aber hir nicht Lanterlüe heißen, sondern sie heißens Pamphile.[6]
Ich muß gestehn, daß es mir recht leidt ist, daß ich dißen winter nicht noch hab können zu hauß bleiben, denn so lang als ich zu Heydelberg bin geweßen undt matante hin kommen ist, ist sie als gleich wider weg gangen, undt itzunder, da ich zu allem unglück nicht mehr da bin, bleibt matante den gantzen winter da. Wan man bey seinen lebzeiten doppelt gehn könte undt daß man ahn die orte ginge, wo man fast hingedenckt, so würde mein lieb fraw von Harling mich offt im mittelpavillon sehn spatziren, denn ich dencke so sehr hin, daß ich nachts davon traume; also werden mein[er] lieb jungfer Uffel guttenacht undt meine, die ich ihnen nachts wünsche, sich woll oft unterwegens begegnen. Was der Calfinisten gebet anbelangt, muß ich wol glauben, daß sie gutt sein, weil ich mein morgen- undt abendtgebet noch nicht verendert, sondern als noch daßelbige, so sie mir gelernt hat, bete. Weil ich itzunder gleich zu der Königin gehn muß, umb mein wort zu halten, welches ich den 2 herren versprochen, so kan ich nichts mehr sagen als daß ich euch versichere, daß ich euch als lieb behalten werde, hoffe, ihr werdet das gleiche thun undt mich auch als bey matante und oncle helfen in gnaden erhalten. …
Printz und princess bitte ich mein gruß abzulegen undt meinem bruder einen filtz zu geben, daß er so faul ist undt unfleißig schreibt, dan sie es als seine hoffmeisterin noch gute macht hat.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 12. Februar 1672 von Elisabeth Charlotte an Katharina v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 17–18
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d09b0017.html
Änderungsstand:
Tintenfass