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Brief vom 18. September 1674

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Anna Katharina v. Harling, geb. v. Uffeln


26.


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St. Germain den 18. November 1674.
… Mein elster[1] ist kranck ahn den zänen …, dißem kint kommen die zäne schrecklich langsam, denn er ist albereits schon 17 monat alt undt hat nur 9, worunder 2 backenzähne. Ich muß mein lieb jungfer Uffel umb etwaß bitten, nehmlich daß ihr mir doch schreiben wolt, wie man das meledikentspulver[2] gebrauchen muß, denn ich habs vergeßen … ich möchte gar nicht gern mich oder die meinige in die hießige docktorenhende geben, denn ich bin persuadirt, daß sie gar ingorant[3] sein undt nichts wißen alß aderlaßen undt purgiren, womit sie manche in die andere welt schicken, Gott behüte unß alle vor ihre hende, undt daß man ihrer nicht bedarf, ist noch ein beßerer wunsch. Ich wünsche euch gar oft zu sehn, insonderheit wan meinen kindern waß fehlt; dan dencke ich woll hundertmahl: wan mein lieb fraw von Harling hir were, so würde sie ihnen mehr helfen, alß alle docktoren. Ob zwar mein wunsch, euch zu sehn, in dißem moment also etwaß interessirt ist, so ist er doch desto naturlicher undt leicht zu glauben undt entspringt auß einem großen vertrawen her, welches ich woll ursach habe zu euch zu tragen, indem ihr mich ja von gantz klein selber auferzogen; möchte aber hergegen von hertzen gern einige occasion finden, worin ich euch erweißen könte, daß ihr keine undanckbare erzogen habt, sondern daß ich bin undt bleibe ewer affectionirte freündin
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 18. September 1674 von Elisabeth Charlotte an Katharina v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 27–28
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d09b0026.html
Änderungsstand:
Tintenfass