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St. Germain den 18. November 1674.
… Mein elster
[1] ist kranck ahn den zänen …, dißem kint kommen
die zäne schrecklich langsam, denn er ist albereits schon 17 monat alt undt
hat nur 9, worunder 2 backenzähne. Ich muß mein lieb jungfer Uffel umb
etwaß bitten, nehmlich daß ihr mir doch schreiben wolt, wie man das meledikentspulver
[2] gebrauchen muß, denn ich habs vergeßen … ich
möchte gar nicht gern mich oder die meinige in die hießige docktorenhende
geben, denn ich bin persuadirt, daß sie gar ingorant
[3] sein undt nichts
wißen alß aderlaßen undt purgiren, womit sie manche in die andere welt
schicken, Gott behüte unß alle vor ihre hende, undt daß man ihrer nicht
bedarf, ist noch ein beßerer wunsch. Ich wünsche euch gar oft zu sehn,
insonderheit wan meinen kindern waß fehlt; dan dencke ich woll hundertmahl:
wan mein lieb fraw von Harling hir were, so würde sie ihnen mehr helfen,
alß alle docktoren. Ob zwar mein wunsch, euch zu sehn, in dißem moment
also etwaß interessirt ist, so ist er doch desto naturlicher undt leicht zu
glauben undt entspringt auß einem großen vertrawen her, welches ich woll
ursach habe zu euch zu tragen, indem ihr mich ja von gantz klein selber
auferzogen; möchte aber hergegen von hertzen gern einige occasion finden,
worin ich euch erweißen könte, daß ihr keine undanckbare erzogen habt,
sondern daß ich bin undt bleibe ewer affectionirte freündin
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