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Brief vom 14. September 1675

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Anna Katharina v. Harling, geb. v. Uffeln


27.


[028]
St. Clou[d] den 14. September 1675.
… Ich hette euch gleich auf eweren brieff vom 3. augusti geantwortet, wan ich ihn nicht eben den abendt zuvor bekommen, alß wir nach Fontainebleau sein, alwo mir unmöglich zu schreiben war, denn vom morgen ahn biß in die mitternacht bin ich nicht in meine cammer kommen. Aber leider alle dieße divertissementen seindt mir unerhört sauer eingetrenckt worden, denn den abendt alß ich herkam, welches eben just heütte 8 tag ist, fand ich meinen elsten sohn[1] aufm todt, hatte eine greüliche hitze, unerhörten durchlauf, undt alles waß man ihm zu eßen gab, kotzte er wider. Ich laß euch, mein hertzlieb fraw von Harling, gedencken, wie mir zu muhte war; ich hab es mir so sehr zu hertzen gezogen, daß ich schir selber kranck drüber worden were. Ach, sagte ich zu Monsieur, wan ich herr undt meister were, ich weiß woll, waß ich thete. Waß? sagte er. Ich antwortete: Ich schickete meine zwey kinder nach Osnabruck in pension undt wolte die fraw von Harling, so meine hoffmeisterin geweßen undt jetzt bey matante kindern ist, bitten, daß sie sorg vor sie tragen möchte, so weiß ich gewiß, daß ich meine kinder beym leben behalten würde. Denn umb die warheit zu sagen: auf die hießige auferzucht setze [ich] wenig vertrawen; aber mein unglück ist, daß ich es nicht thun darf, welches mich noch manche trenen[2] kosten wirdt. Heütte ist es, gott sey danck, waß beßer mit ihm. … Ich bitte euch, sagt mir doch, waß euch davon deucht, denn wol kein mensch sich beßer auf kinder versteht, alß ihr.
Ich glaube, daß es euch auch eine große freüde wirdt geweßen sein, zu hören, wie admirabel unßer[3] elster printz sich bey der schlagt[4] gehalten hat undt daß er gott sey danck so glücklich ohne schaden davon kommen. Ich bitte euch, macht ihm doch mein compliment drüber. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 14. September 1675 von Elisabeth Charlotte an Katharina v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 28
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d09b0027.html
Änderungsstand:
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