[037]
St. Germain den 1. November 1679.
… Matante hat mir ihre reiße
[1] verzehlt, wie auch daß die krancken
alß in der aufwartung umbgeweckselt haben. Es ist mir leydt umb sie,
aber ich bin doch von hertzen froh, daß ihr so woll davon seyt kommen,
denn es war mir recht bang vor euch. Ich hette auch wol wünschen mögen,
daß ihr ewere gutte gesundtheit hettet in der zeit behalten mögen, daß ihr
hir bey unß gewest seidt, damit ich euch desto öffter undt lenger hette sehen
mögen. Aber ich hoffe, daß diß die letzte reiße nicht ist, die ma tante
wirdt her gethan haben undt daß wir also einander widersehen werden undt
alßdan die zeit beßer zubringen. …
Daß ihr, mein hertzlieb jungfer Uffel, mir aber so eine große
dancksagung machet vor das kleine gedechtnuß, so ich euch geben, so seit ihr gar
zu gutt; ich wolte, daß ich gelegenheit finden könte, etwas zu thun, so dieße
große dancksagung meritirt. Wenn ihr euch aber unterdeßen vergnüget,
daß ich in meinem hertzen eine schuldigste reconoissance behalte vor alles
guttes, so ich von euch entpfangen, undt vor alle sorge undt mühe, so ihr
so viel undt lange jahre mit mir gehabt, so kan ich mein hertzlieb fraw
von Harling woll versichern, daß ich darvon gantz touchirt bin; insonderheit
aber frewets mich auch zu sehen, daß ihr mich noch alß so lieb habt, alß
wie vor dießem. …