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St. Cloud den 30. Juni 1691.
… Es ist nur leyder gar zu wahr, daß mein sohn in campagne ist
undt noch darzu so marchiren beide arméen nun, also daß mir gar nicht
woll bey der sachen ist, denn weilen sie nicht weit von einander sein, mögen
sie sich vielleicht begegenen, wobey es dan all scharff genung hergehen würde.
Ich weiß woll (undt mein lieb fraw von Harling hat mirs vor langen
jahren gelehrnt), daß gott die seinigen überall erhalten kan; aber ich hab
leider kein brieff undt sigel, daß gott der allmächtige meinen sohn erhalten
will, undt ich weiß, daß man im krieg große gefahr außsteht; zudem so hat
mich das exempel von den 2 lieben printzen Friedrich August undt Carl
[1]
greulich scheü gemacht. Der fürsten leiber undt köpff seindt nicht härter
alß andere undt das bley dringt ebenso leicht hinein alß in den gemeinen
soldaten undt in einer schlacht ist wenig sicherheit. Drumb muß ich
gestehen, daß mir recht angst bey der sachen ist undt werde keine ruhe
haben, biß ich meinen buben
[2] wider hir habe. … Ich glaube, daß es
euch sehr schmertzen wirdt, den Churprintzen von Brandenburg
[3] zu
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verlaßen. Mons. Balati
[4] hat mir viel von I. L. verzehlt undt sagt, daß es
das artlichste undt ahngenehmste kindt seye, so man sehen mag. Daß ma
tante den Churprintzen sehr caressirt, nimpt mich kein wunder, aber daß
oncle hat lernen können, mit kindern umbgehen undt sie flatiren, wundert
mich. Waß mich ahnbelangt, so bin ich woll versichert, daß ich ihn sehr
caressiren würde, denn erstlich so hab ich alle artliche kinder lieb, wie
viel mehr würde mir dießes lieb sein, welches matante undt oncle enckel
und mein patgens
[5] sohn ist. … Ich versichere euch, mein lieb jungfer
Uffel, daß es mir eine rechte freüde sein würde, euch noch einmahl wider
zu ambrassiren, undt würde ich wol gar nicht gedencken, daß ihr mich auß
interesse secht, denn wie meine sachen leyder beschaffen sein, so kan ich
wol gar nicht gedencken, daß man mich auß interesse flatirt, denn ja wol
niemandes in der welt weniger gutts thun kan, alß ich, undt hette ichs in
meiner macht, würde mein lieb fraw von Harling schon zeichen von meiner
affection entpfangen haben. Hir pralt man viel von grandeur, aber ich
halt von keiner grandeur nichts, wenn man nicht guts thun kan; derowegen
auch hab ich gar keine vanitet von meinem standt. Ich bitt, wenn ihr
mir wider schreibt, so macht doch keine so große ceremonien in ewerem
brieff. Ich habe heütte einen von meinem Harling entpfangen, er ist in
derselben armée, wo mein sohn ist, undt in volkommener gesundtheit, undt
damit er ein wenig mit beßerm trost seine zeit zubringen möge, so werde
ich ihm morgen ein klein preßentgen schicken. Ich bitte Mons. Harling von
meinetwegen vor sein compliment zu dancken undt ihm wider eins von
meinetwegen zu machen. Ich hoffe, daß der miraculeuse brunnen
[6] ihm
sein bodagra heillen wirdt. In dießem augenblick ruft man mir, umb viel
damens zu sehen, muß also wider meinen willen schließen undt vor
dißmahls nichts mehr sagen alß daß ich bin undt allezeit verbleibe …