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Versailles den 21. februari 1692.
… Ich folge ewerm raht so viel mir möglich ist, umb mich in die
zeit zu schicken; ich thue auch mein best, umb meine trawerigkeit undt
unwillen zu verbergen, allein es seindt etliche sachen, so hart zu verdawen undt
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wozu ein beßerer magen undt kopf von nöhten were, alß der meine ist.
Es ist leicht zu sagen, daß man sich den chagrin auß dem kopf schlagen
solle, aber wer alles gegen seinen willen sicht ablaufen, ohne ursach übel
tractirt wirdt undt nichts ahngenehmes in seinem leben hat, noch zu hoffen
hat, kan ohnmöglich allezeit lustig sein. Ich weiß leyder nur zu woll, daß
man nicht eher stirbt, alß wenn die zeit kommen ist, allein dieße ursach eben
kan auch machen, daß man nicht eher kranck wirdt, alß man es werden soll;
meine trawerigkeit ist keine caprice nicht, denn es ist ohnmöglich, lustig zu
sein, wenn man sich übel tractiren sicht, wenn man alß sein best thut.
Undt wenn der heüraht
[1] nur allein were, hette ich mich woll drin schicken
können, aber sonsten widerfehrt mir noch täglich so viel widerwertige sachen
undt habe so wenig trost, daß es mir unmöglich ist, nicht trawerig zu sein.
Ich glaube nicht, daß man hir übel zufrieden undt malcontent sein kan
von der conduite, so ich bey dießem beylager gehalten, denn ich mich auf
mein bestes gestelt undt eine zufriedenheit affectirt, die (unter unß gesagt)
gar nicht in meinem hertzen ist. Ich kan nicht wißen, ob die zeit, die alles
endert, mich auch endern wirdt oder nicht; man muß das beste hoffen. …