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Versailles den 12. aprill 1692.
… Ich glaube leicht, daß man niemandes bey dem Churprintzen thun
will, alß die, so I. L. der Churfürst woll kent; ich hoffe aber, daß sich der
junge Polier
[1] so woll bey I. L. der Churfürstin verhalten wirdt, daß ihm
der Churfürst nicht ungnädig sein wirdt. Ich glaube, daß der hanoverische
hoff itzunder waß einsam ist, nun alle frembten wider weg sein. Die fürstin
von Ahnspag
[2] muß gutt courage haben, daß sie sich ahn einen herrn
verheürahten will, so eine maistresse
[3] stehts bey sich hat; es scheint, man
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kan seinem unglück nicht entgehen, weilen sie, die doch jetzt frey undt ihr
eygen meister ist, umb eine chimere ihr glück vertauschen will. Ich wolte
lieber Margräffin von Ahnspach sein undt mein eygen herr, alß die gröste
Königin von der welt undt von jemandes anderst alß mir selbsten
dependiren; aber ein jedes hat seinen humor in dießer welt. Ich gestehe gar
gern, daß alles nur eytelkeit in dießer welt ist, ich henge eben der vanitet
nicht sonderlich ahn undt bin lieber allein in mein cabinet undt dencke ein
wenig nach, wie ellendt dießes leben ist, alß daß ich in geselschaften sein
mag, wo ich nichts hören noch sehen kan, so mir ahnstehet. Dießen sommer
werde ich zeit zu rivieren
[4] finden: alles geht weg, mich allein lest man
hir; vor dießem würde mich dießes erschrecklich geschmertzt undt verdroßen
haben, nun aber frag ich durchaus; nichts darnach
[5], undt wo ich auch sein
mag, ist es mir all eins undt [ich] nehme die zeit, wie sie kompt. Hirauß
sicht mein hertzlieb jungfer Uffel woll, daß mir ihre cittation von vanitas
vanitatum
[6] gar apropo undt zu paß kompt, denn wer einmahl alles vor
eytelkeit schätzt, kan sich nicht betrüben, daß, umb gelt zu sparen, man mich
nicht mit in Flandern nimbt. In welchem ort ich auch sein mag, wirdt
mein hertzlieb fraw von Harling eine sehr affectionirte freündin haben.