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Brief vom 5. Mai 1715

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


26.


[093]
Versaille[s] den 5. may 1715.
… Wie ich eben auf sein schreiben vom 5. april andtworten wolte, entpfange ich das vom 26. mit dem artigen geschriebenen rösgen von meinem alten schreibmeister Hemeling. Ich erinere mich seiner noch gar woll, wie er seine fette haar hinter die ohren strich, wenn er die federn schnitt; wie oft habe ich den armen menschen geplagt undt Christian August Haxthausen[1] auch sowoll alß ich; wir thaten alß wenn wir stammelten undt ahnstatt ihn herr schreibmeister zu heyßen, hießen wir ihn herr scheißmeister met verlöff, met verlöff; es jammert mich itzunder, wenn ich dran gedencke. Ich bedancke mich sehr vor das rösgen, werde es fleißig bewahren, habe es in mein betbuch gelegt. … Bullingbrock[2] ist zu Paris, aber mylord Straffort[3] ist nicht in Franckreich kommen; viele meinen, er seye nach Hollandt gangen. Ich wünsche, daß Mons. Harling den englischen König frisch undt gesundt wider sehen mögen. Warumb geht die kleine printzes weg, da der König ihr großherrvatter kompt? Ich förchte, daß dem König in Schweden[4] der Krieg nicht eher verleydt wirdt sein, biß er selber den garauß bekompt. … Ich habe den abbé de St. Pierre[5] versprochen, allezeit sorg vor seine undt Mons. Leibnitz brieff zu nehmen, Mons. Harling kan sie mir also kecklich schicken. … Ich habe Mons. de Chasteaugay ahngetroffen, die historie von seiner frawen undt den mördern[6] ist inventirt von einem endt zum andern undt kan man sagen: es fehlt nichts dran alß die warheit. Man ruft mich in kirch. … [094]
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 5. Mai 1715 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 93–94
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0026.html
Änderungsstand:
Tintenfass