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Brief vom 14. Oktober 1717

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


46.


[107]
St. Cloud den 14. october 1717.
… Ich habe alleweil 2 brieff von der Königin von Preussen[1] bekommen; wie sie vom Czaar undt der Czaarin spricht, gefahlen Ihrer [108] Maj. weder eins noch das anders, ist hertzlich fro, daß sie wider weg sein. Der Czaar hat gern, daß man auf ihn wartt; wie er hir war, wenn er sagt, daß er umb 2 nach dem eßen kommen wolte, so kam er umb 7 abendts; also wunderts mich gar nicht, daß es ihn verdroßen, daß mein vetter, der Landgraff von Cassel nicht auf ihn lenger gewart hat. Aber waß mir recht das bludt erfrischt, ist, wie ich in seinem brief geleßen, daß des Czaars stall- undt wagenmeister so braff seindt gebutzt worden, nachdem sie die armen bawern so unschuldiger weiß geprügelt haben; die leütte seindt so barbarisch, daß sie es vielleicht nur vor eine gallanterie halten. … Hernach werde ich ins palais Royal fahren, wo man eine neüe commedie spillen wirdt, wenn ich die gesehen, werde ich wider her, aber sie wirdt nicht vor 8 uhr zu endt sein, denn sie spillen noch eine kleine comedie oder possenspiel mit: le mariage forcé.[2]
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 14. Oktober 1717 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 107–108
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0046.html
Änderungsstand:
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