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Brief vom 16. Dezember 1717

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


48.


[109]
Paris den 16. december 1717.
… Der jüngste Ilten hat, wie ichs versehen hatte, gar unglücklich gespilt undt schon 1500 louisd’or verspilt; in meinem sinn deücht mir, daß es ihm beßer were, weniger ruhm undt mehr gelt behalten zu haben. Wie ich gesehen, mit welchen leütten er sich im spil engagirt, habe ich wol gedacht, daß es so abgehen würde. Wir haben hir seyder gestern sehr tragique avanturen: ein abt von qualitet, l’abbé de Bonoeiul[1], ist in seiner cammer sambt seinem knecht vorgestern nachts ermordt worden, man hat dem herrn undt dem knecht den kopf mit scheytern zerschlagen; wie es zugangen, weiß noch kein mensch. Dieße nacht hat eines schuhflickers fraw ihren mann ermordt undt ihm ein schuhflickers eyßen in den bauch gestoßen; man weiß keine andere ursach, warumb das weib den mann umbgebracht hat, alß weilen er sich oft voll gesoffen undt hernach gritlich nach hauß gekommen. Eine andere avanture, so nicht so tragique ist undt die andere [110] woch geschehen: ein vermeinter cordelier wolte von Rouen nach Paris; wie er ins erste nachtlager kompt undt zu nacht ißt, kompt dem 18jährigen cordelier ein starck grimmen ahn; wenig zeit hernach hört man rufen: le cordelier accouche, bekam ein medgen, wie er selber war; man weiß noch nicht, auß waß ursachen sie sich so verkleydt. Das ist alles waß ich heütte sagen kan. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 16. Dezember 1717 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 109–110
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0048.html
Änderungsstand:
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