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St. Clou[d] den 3. Julli 1718.
… Von meiner langweilligen ceremonie, den ersten stein im closter
de l’abbaye au bois zu legen, werde ich nichts mehr sagen; aber ich bin
woll seiner meinung, daß unßerm herr gott wenig dran gelegen ist, ob
einer kirchen erster stein von einem maurer oder fürsten gelegt wirdt, denn
wir seindt ja alle nur staub undt aschen vor unßerm herr gott. Ich kene
mich gottlob selber gar woll, weiß also, worin man mich flattirt oder nicht,
aber poeten seindt zu entschuldigen, denn poesie erfordert ein wenig
exageration. … Ich habe gottlob noch einen gutten teütschen magen, der
alles woll verdauet; alle abendt eße ich ein salatgen, so alle Frantzoßen
sehr verwundert; sie verderben ihre magen, daß sie sie mittags undt abendts
zu sehr überladen. … Ich finde, daß es eine rechte liebe ist, wenn man
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kinder scharpf helt; wenn man raisonabel wirdt, [erkennt man,] auß welcher
ursach es geschehen, undt weiß denen am meisten danck, so mit solcher
affection unß zum besten vor unß gesorgt haben, denn von natur seindt
alle kinder zum boßen geneigt, drumb muß man sie kurtz halten. Wolte
gott, die gutte fraw von Harling were bey mir blieben, biß ich geheüraht
worden, so würde ich noch beßer geworden sein; zu der jungfer Colb
[1]
hatte ich keine affection noch vertrawen. Mons. de Polier
[2] aber der
hat die hoffmeisterstelle redtlich verricht; wer mir aber noch mehr instruction
geben, war der gutte ehrliche Weibenheim,
[3] dem habe ichs auch all sein
leben danck gewust. …