Brief vom 22. Dezember 1718

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Paris den 22. december 1718.

… Wie glücklich finde ich jetzt die, so nur diebe zu fürchten haben, denn zu denen findt man beßer raht, alß die, so gegen ihr vatterlandt conspiriren undt ihre rechtmäßige herren assasiniren wollen; bey dießer sach wirdt einem angst undt bang. Man weiß nun, daß meine gantze famillie hat sollen assasinirt werden außer meine eygene person, weilen ich gantz unverdinter weiß von dem popel geliebt bin, sagen, der popel würde sich gegen sie entpören, wenn sie mir waß leydts theten, alß wenn meinen sohn undt seine kinder umbzubringen mir nichts übels gethan werde. Alle dieße sachen laßen nicht in ruhen leben. Die pfaffen undt alle die, so dem bößen papst^[1] ahnhencken undt vor die constitution^[2] sein, seindt in dießer conjuration begriffen. … Resolute personen, wie Mons. [127] Harling ist, haben keine mühe, zu sterben, wißen, daß man nur in die weldt kompt, umb wider herauß zu gehen, also glaube ich: einem leydt sein laßen, waß man übels gethan, auf Christi leyden vertrawen wie auch auf gottes barmhertzigkeit, ist die große kunst, woll zu sterben. Ob ich zwar etliche jahre jünger bin, alß er, glaube ich doch, daß ich es nicht so hoch bringen [werde], denn meine kräffte haben schon abgenohmen durch viele rechtmäßige betrübtnuß; aber ich sehe mich, ohne mich drüber zu betrüben, abnehmen: in dießer weldt habe ich mehr zu fürchten alß zu hoffen, sehe also den todt ohne scheü ahn, denn ich vertrawe auf meinen gott undt meinen erlößer, undt wenn ich alleine bin, singe ich:
Ich hab mein sach gott heimbgestelt,
Er machs mit mir, wies ihm gefelt,
Sol ich alhie noch lenger leben,
Nicht widerstreben,
Seinem willen thu ich mich ergeben etc.^[3]