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Paris den 29. december 1718.
… Wenn ich hören werde, daß die uneinigkeit zwischen dem König
[von England] undt seinem sohn, dem printz von Wallis, zu endt wirdt
sein, alßdan werde ich die reiß des Königs nach Hannover glauben, aber
eher nicht, undt es ist noch leyder weit darvon, denn der König hat graff
Botmer
[1] verbotten, mir brieffe der printzes von Wallis zu schicken;
welches ein wenig hart ist. Man hat ihm lügen vorgebracht, so ich soll
geschrieben haben; undt ob es zwar nicht einmahl aparentlich ist, so will
es der König doch glauben. Darauß erscheindt eine abscheüliche partialitet,
so sich nicht zu der gerechtigkeit schickt, wovon sich dießer König bißher
piquirt hat; er muß böße leütte umb sich haben, die lust nehmen, dießen
König so mit lügen-berichten zu erzürnen. Mich deücht, daß, wenn man
waß gegen leütte sagt wie die printzes undt mich, ist es woll der mühe
werdt, daß man aufs wenigst, ehe man esclatirt, examinirt, ob die sach
wahr ist oder nicht. Wenn der König von Englandt dadurch gedenckt einen
ruhm zu erwerben, betriegt er sich sehr. Man hat den armen König so
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gewohnt, über seine kinder lügen ahnzuhören, daß eine baß undt
geschwisterkindt dargegen nichts zu rechnen ist. Der König in Spanien soll gar kranck
sein; seine gemahlin lest ihn keinen menschen sehen, alß Alberoni.
Da kompt mein sohn mir eine erschreckliche zeittung sagen; man weiß
nun, wer der chef von der conspiration ist: der Duc du Maine
[2] undt
seine gemahlin
[3]; sie seindt mit allen ihren leütten arestirt; man hat gutte
proben, undt die gefangenen haben gestanden, daß dieße alle mit dem
cardinal de Poliniac
[4] gegen meines sohns leben undt des Königreichs
ruhe gearbeitt haben. Meines sohns gemahlin
[5] jammert mich, es ist ein
abscheülicher schlag vor sie; sie liebt den bruder mehr alß ihr leben. Es ist
mir durch marck undt bein gangen.
[6] …