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Brief vom 11. Juni 1719

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


79.


[138]
St. Cloud den 11. Juni 1719.
… Auß seinem schreiben vom 2. sehe ich, daß der König in Englandt glücklich zu Hannover ahnkommen. Ich kan sagen: je recognois mon sang ahn der aversion, so der König in Englandt vor alle ceremonien hat, denn mir seindt sie auch gantz unerträglich. Man muß einen andern weg gemacht haben, alß zu meiner zeit war, denn wenn ich in die Ellerey[1] undt nach Herrenhaußen fuhr, fuhren wir durch die statt. Es muß doch dem König nicht mißfahlen haben, daß die bürger undt bauren ihm biß nach Herrenhaußen mit glückwünschungen gefolgt, denn das erweist doch die große affection, so sie zu ihrem König undt Churfürsten tragen. Ich bin aber persuadirt, daß die teütschen freüdensbezeugungen I. M. nicht unahngenehmer alß die englischen würden geweßen sein. Die duchesse de Kändahl[2] hat vielleicht nicht nach Osnabrück gewolt, daß sie allein zu Hannover mit ihrer suite ahnkommen ist… Ich wünsche den todt [nicht], aber ich scheüe ihn auch nicht sehr, ergebe mich in den willen des allerhogsten, so mir mein ziel gestelt, das ich wol nicht übergehen werde; ich thue waß mein dockter mir vorschreibt wegen meiner conservation, bin aber deßwegen in gar keinen sorgen undt singe oft, wie in dem lutherischen liedt stehet:
Ich hab mein sach gott heimgestelt,
Er machs mit mir, wies ihm gefehlt,
[139] Sol ich alhie noch lenger leben,
Nicht widerstreben,
Sein willen thu ich mich ergeben
[3] etc.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 11. Juni 1719 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 138–139
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0079.html
Änderungsstand:
Tintenfass