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St. Cloud den 22. september 1720.
… Ich bin fro, daß Mons. Harling der requeil von alten undt
neüen versen
[1] divertirt hat. Ich bin gantz seiner meinung, daß le vieux
langage mehr expressionen hat, alß wie man nun spricht. Amadis
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könte man nicht in itzig frantzösch leyden; man hat Don Quichot
[3] drin
setzen wollen, es hat aber gar nicht reussirt. Vor 40 jahr habe ich
Philipe de Comine
[4] geleßen, erinere es mich gar wenig, funde damahlen
den stil sehr naif. Were ich zu Hannover in meinem alt apartement
geweßen, so hette ich woll wißen können, wo man die stück bey des Königs
in Preüssen abzug gelöst, denn meine fenster erschütterten allmahl, wenn
man die stück auf dem wall löste: über die Leine, ahm eck auf der lincken
seytte; auf der rechten seytten waren viel gemeine alte heüßer; über die
heüßger war der damm, wo man zu des cammerpresidenten Büllau
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hauß [ging]; über die Lein sahe man das blachfelt… Nichts ist
lügenhafftiger, alß die gazetten undt zeittungen; wenn man hir in Franckreich
jemandts ein stück ahnthun will, lest man auf ein zettelgen schreiben, was
man zu wißen thun will, wickelt einen thaler drin undt macht die
überschrifft: au gazetier d’Holande, so ist man gewiß, daß die post hernach
alles waß in dem zettel geweßen, in den holländischen zeittungen stehet.
Ich habe es zwar nie gethan, aber von andern oft practisiren sehen; also
können sie nicht gar glaublich sein, weil die partialitet allezeit drinen ihr
spiel hat…