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Brief vom 2. Oktober 1721

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


132.


[200]
St. Cloud den 2. october 1721.
… Ich muß dießen morgen nach Paris, mich mit meinem sohn undt seiner gemahlin zu erfreüen über die froliche bottschaft, so sie vergangen [201] Montag entpfangen, nehmblich einen courier vom König in Spanien, welcher von meinem sohn seine dochter[1] begehrt vor seinen elsten sohn, den printzen des Asturies[2]. Es wirdt zwery junge eheleütte geben, denn der printz ist den 25. augusti erst 14 jahr alt worden undt Madlle de Monpensier wirdt den zukünftigen 11. december erst 12 jahr alt werden. Dieß alles findt ich gutt undt schön, wenn es nur nicht zu viel visitten undt complementen nach sich zög, des man sich nicht mehr zu behelfen weiß. Es geht aber hirin, wie das frantzösch sprichwordt sagt: Il fant avoir les charges avec les benefices. Unßere junge braut hat noch keinen nahmen, sie ist zwar getauft, aber die ceremonie, wo man den nahmen gibt, ist noch nicht geschehen; der König undt ich werden dieße ceremonie halten. Ehe Madlle de Monpensier ihre reiße ahnfengt, wirdt sie also mit 3 sacramenten versehen werden: der tauf, communion undt confirmation; das ist doch etwaß rares. … Ich befinde mich nun gottlob gar woll, aber große stercke finden sich in meinem alter nicht mehr, kan doch noch woll ein stündtgen spatziren. Ich vernehme mit freüden, daß mein lieber petit neveu à la mode de Bretagne, printz Friderich[3], noch gott sey danck so woll ist, daß I. L. reißen, reytten undt jagen können; gott erhalte ihn lange jahre. Es ist hier weit von kälte, denn seyder 14 tagen ist es warmer, alß es in den hundtstagen geweßen; das soll auch machen, daß der wenig wein, so man haben wirdt, gar gutt soll werden. Die pest ist nun zu Avignon durch den geitz des legaten, der, umb gelt zu gewinnen (denn er geitzig ist wie alle römische pfaffen sein) wollfeile wahren hat von örtern kommen laßen, wo die pest war, undt sie thewer verkauft undt dadurch leyder die pest in die stadt geführt. Er meritirte woll, erbärmlich dran zu sterben. … Mons. Law wirdt woll in Hollandt gehen, aber ich glaube nicht, daß er nach Englandt darf, ist dort zu schwartz ahngeschriben. Aber es schlegt 7, ich muß noch ahn unßere Raugräffin schreiben, ehe ich mich ahnziehen kan. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 2. Oktober 1721 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 200–201
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0132.html
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