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Brief vom 22. Februar 1722

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


139.


[207]
Paris den 22. februari 1721.[1]
… Ich sage Mons. Harling großen danck, sich so sehr vor mich interessirt zu haben, undt vor alle seine gutte wünsche. Es geht mit meiner stärcke, wie das alte sprichwordt lautt: Mit der zeit kam Jean ins wams, aber er zog 7 jahr ahn eine mau.[2] Wenn man alt ist, ersetzen sich die kreffte mit großer mühe, undt es geht noch gar schlapies bey mir her, wie meine arme Hinderson alß pflegte zu sagen. … Die arme Fürstin von Ragoczy[3] hat gar einen geschwinden todt gehabt; sontag war sie frisch undt gesundt, montag bekam sie große zahnschmertzen, ließ sich einen zahn außziehen, der es aber that, ging so grob mit ihr umb, daß er das zahnfleisch blessirte; das gab gleich ein geschwer, so das gantze gesicht verstelte; man ließ ihr zur ader, das hinderte aber nicht, daß ihr nicht ein starck fieber mit frost ahnstieß, derowegen ließ man ihr noch dinstag zur ader, das geschwer wurde aber immer ärger undt zog sich herunder dem halß zu, derowegen ließ man ihr mitwog abendt noch zu ader ahm fuß, aber indem man ihr den fuß zuband, ist sie verschieden, das geschwer ist ihr in den halß gefahlen undt hat in dem augenblick erstickt. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 22. Februar 1722 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 207
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0139.html
Änderungsstand:
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