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St. Cloud den 14. May 1722.
… Mons. Harling hat eben kein groß unrecht gehabt, ein wenig vor
mich in sorgen zu sein, weilen mein aderlaß so unglücklich geweßen undt
mir noch recht wehe davon ist. Es hette mir aber viel ein großer unglück
geschehen können, wenn mein balbirer im stechen were ohnmächtig worden…
Paris ist mir bitter ungesundt, ich muß doch biß sontag hin, umb Mad.
la princesse
[1], Mad. la duchesse
[2] undt den zweyen printzessen de
Conti das leydt zu klagen, denn der printz de Conti
[3] hat vorgestern
sein zweytes sohngen, den Comte de Mercoeur verlohren. Ich hoffe woll,
daß St. Cloud mich wieder retabliren wirdt. Es ist kein wunder, daß ich
noch schwach undt matt bin, nachdem ich so viel bludt verlohren undt darzu
noch vor 8 tagen gar starck bin purgirt worden. Ahn divertissementen
dencke ich woll gar nicht; kan ich nur hir gesundt undt in frieden leben,
werde ich schon zufrieden sein. Wir haben hir auch große kälte von einem
nordwind außgestanden, der ist nun gottlob vorbey undt der so lang
gewünschte regen einmahl ahnkommen. Mein sohn kam gestern her undt war
gottlob frisch undt gesundt, das bekompt mir beßer alß alle remedien de precaution. …
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