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Brief vom 26. September 1722

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


155.


[218]
St. Cloud sambstag den 26. September 1722.
Mons. von Harling. Dieße woch hab ich nichts von ihm entpfangen, will aber doch schreiben, weilen ich weiß, daß Mons. Harling in sorgen vor [219] sein rauschenplattenknechtgen ist. Der elixir von Garus thut wunder bey mir, hat mich gantz von der abscheülichen gelbsucht curirt. … Ich hoffe, daß ich meine reiße nach Rheims[1] werde thun können, meiner dochter[2] den trost zu geben, mir alle ihre kinder zu weißen. Dieß führt mich allein nach Rheims, were nicht curieux, den sacre[3] zu sehen; aller vorwitz ist mir gantz vergangen undt ohne meine dochter were ich gewiß nicht nach Rheims gereist. Meine gantze reiß wirdt in allem nur 3 wochen wehren, 4 tag hin, 4 tag wieder her, undt die übrige zeit zu Rheims sein. Der König wirdt den 16. aufbrechen, 7 tag unterwegen sein, den 22. zu Rheims ahnkommen; den 25. soll des Königs salbung undt crönung sein, den 26. wirdt mein enckel[4] undt der Comte de Charolais[5] das cordon bleu[6] entpfangen, den 28. wirdt der König nach einem ort, so St. Marceau heist, [reißen], dort die entrailles zu touchiren, wirdt sagen: Le Roy te touche et Dieu te guerit, das findt ich woll gesagt, ist ahm sichersten; den 29. helt der König sejour; am 30. wirdt der König zu Velli sein, am 31. zu Soissons, wo er wegen des festes von Allerheyligen sejourniren wirdt; am tag von St. Hubert wirdt der König nach Chantillie[7] zu Mons. le Duc [fahren], wo große preparationen bereytt werden: jagten, commedien, opera, ballet. [Ich] will lieber wieder her in meine ruhe kommen. Ob wir den winter zu Paris oder Versaillen zubringen, [ist noch unbestimmt]; bin ich alßdan noch im leben, werde ich Mons. Harling berichten, wo wir sein werden undt wie meine reiße abgangen, ob ich beßer oder schlimmer davon geworden. Den abbé Molanus von Lockum[8] erinere ich mich nicht gesehen zu haben, habe ihn sehr von unßerer lieben seel. Churfürstin estimiren hören. … Sonsten haben wir nichts neües. Der König amusirt sich sehr mit seiner belagerten schantz gleich bey Versaille; das ist alles waß ich weiß. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 26. September 1722 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 218–219
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0155.html
Änderungsstand:
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