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A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.
Fontainebleau den 9 October 1697.
Hertzliebe Louisse, vergangenen sontag habe ich Ewer
schreiben vom
14/
27 September in ma tante paquet gefunden, bedancke
Eüch sehr vor daß mitleyden, so Ihr mir vor meinen boßen arm
bezeuget. Seyder ich ein öhl drauff schmire, so man mir auß
Itallien undt von Florentz geschickt, ist mein arm ohne vergleichung
beßer. Freylich hatte mich nichts anderst verdorben, alß die
balbirer hir. Ich fange doch nun ahn, zu hoffen, daß ich nicht lahm
bleiben werde. Gestern habe ich ein wenig versuchen wollen, ob
ich daß reitten nicht vergeßen; es kamme aber ein so abscheulicher
regen, daß ich kaum eine halbe stundt zu pferdt sein konte. Daß
schreiben incommodirt mich gantz undt gar nicht; den ich fühle gar
keine schmertzen in der handt, sondern nur in der axel, wo ich
keinen schaden gehabt; kompt nur, daß die balbirer mir den arm
verkält haben; werde also selber auff Ewern lieben brieff antwortten.
So lang man lebt, muß man nicht verzweyfflen, einander
widerzusehen; den es kan sich hundertley zutragen, daß es geschehen
könte. Ich glaub, Ihr spottet meiner, wen Ihr von Ewerm alter
sprecht, liebe Louisse! Habt Ihr den vergeßen, daß ich 10 jahr
älter bin, alß Ihr? Seydt also
[1] ein kint bey mir zu rechnen. Ich
würde allezeit eine große freüde haben, Eüch zu sehen undt von
allem zufrieden seyn, wen Ihr nur, wen wir einander sehen solten,
mir keine complimenten machtet undt frey undt offenhertzig mitt
mir umbgeht; daß were alles, waß ich ahn Eüch undt Amelise
wünsche. Unßer lieber ehrlicher Carllutz s. (welchen ich noch
regretire undt offt beweine) hatt es so mitt mir gemacht; drumb habe
ich ihn auch noch in seinem todt lieb. Mein glück in dießem leben
ist eben nicht so unermeßen, daß ich die unglücklichen vor
abgeschmackt halten solle; nein, liebe Louisse, nein, ich weiß, waß
unglück ist, kan also mehr mittleyden mitt unglückliche haben, alß
ein andere, insonderheit wen sie mir so nahe zugehören wie Ihr.
Nichts stehet in unßer gewalt, wir seindt alle einem verhengnuß
unterworfen; also ist es zwar woll gethan, zu suchen, sich in
unglück zu faßen, allein es geschicht nur, waß gott der allmächtige
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unß all lengst vorsehen hatt. Von hir kan ich nicht viel neües
sagen. Daß der frieden zwischen Engellandt, Hollandt undt
Spanien geschloßen, werdet Ihr schon wißen. Man meint, daß der
mitt dem keyßer undt reich baldt folgen werde. Daß ist alles, waß
ich vor dißmahl sagen kan, undt daß ich Eüch, liebe Louisse, undt
Ewere geschwisterig von hertzen lieb behalte.