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Brief vom 10. Oktober 1698

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


68.


[117]

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Fontainebleau den 10 Octobre.[1]
Hertzliebe Amelisse, vor etlich tagen habe ich Ewer schreiben vom 20/30 September zu recht entpfangen. Ich war eben zu Montargie, von wo wir gestern wider kommen sein; haben den courir hir gefunden mitt meiner dochter heürahtsdispence; also wirdt ohnfehlbar daß beylager biß montag sein, gehen selben tag gleich nach Paris undt zwey tag hernach wirdt sie weg. Ihr könt leicht gedencken, liebe Amelisse, daß mir daß hertz jetzt schwer ist undt daß ich näher bey dem weinen, alß bey dem lachen, bin; den mein dochter undt ich haben einander nie quittirt, werden aber nun woll vor langer zeit geschieden sein, welches dan ein wenig zu hertzen geht; kan also vor dießmahl gar nichts lustiges sagen. Ich habe die augen alle augenblick voller threnen, muß es doch immer verbeyßen, umb nicht außgelacht zu werden; den die seinige recht lieb zu haben, verstehet man in dießem landt nicht. Ich weiß, das, wen Ihr recht wißen soltet, wie mirs umb hertz ist, würde ich Eüch recht jammern. In welchem standt ich aber sein mag, so werde ich doch Eüch undt Ewer schwester allezeit lieb behalten.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 10. Oktober 1698 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 117
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0068.html
Änderungsstand:
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