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A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.
Fontainebleau den 10 Octobre.[1]
Hertzliebe Amelisse, vor etlich tagen habe ich Ewer schreiben
vom
20/
30 September zu recht entpfangen. Ich war eben zu
Montargie, von wo wir gestern wider kommen sein; haben den courir
hir gefunden mitt meiner dochter heürahtsdispence; also wirdt
ohnfehlbar daß beylager biß montag sein, gehen selben tag gleich
nach Paris undt zwey tag hernach wirdt sie weg. Ihr könt leicht
gedencken, liebe Amelisse, daß mir daß hertz jetzt schwer ist undt
daß ich näher bey dem weinen, alß bey dem lachen, bin; den mein
dochter undt ich haben einander nie quittirt, werden aber nun woll
vor langer zeit geschieden sein, welches dan ein wenig zu hertzen
geht; kan also vor dießmahl gar nichts lustiges sagen. Ich habe
die augen alle augenblick voller threnen, muß es doch immer
verbeyßen, umb nicht außgelacht zu werden; den die seinige recht
lieb zu haben, verstehet man in dießem landt nicht. Ich weiß, das,
wen Ihr recht wißen soltet, wie mirs umb hertz ist, würde ich
Eüch recht jammern. In welchem standt ich aber sein mag, so
werde ich doch Eüch undt Ewer schwester allezeit lieb behalten.