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A monsr le raugraff palatin a Hannover.
Fontainebleau den 29 October 1701.
Hertzlieb Carl Moritz, wie ich ahnfangs daß historgen laße, so
Ihr mir schreibt, umb zu beweyßen, wie die complimenten zu nichts
deügen, meinte ich, es were Ewere eygene historie, wie mir I. L.
ma tante, die fraw churfürstin, vor ein par mont verzehlt, daß es
Eüch, lieb Carl Moritz, ergangen, wie Ihr den könig von Preussen
habt unterwegen sehen wollen undt mitt einem blawen aug wider
nach Hannover kammet, weyllen Ihr die stiege herunder gefahlen
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wahret, indem Eüch ein gutter freündt auff die stiege ambrassiren
wolte, aber zu endt sehe ich doch, daß es dieße historie nicht ist.
Ich bin recht content von Ewerm jetzigen brieff; den ich habe
gern, daß die, so mir nahe sein undt ich lieb haben will, ohne
façon undt lustig ahn mir schreiben, wie es ihnen im kopff kompt.
Diß jahr haben wir gar keine starcke wetter hir im lande gehabt;
vor ein par jahren aber kamme eines undt rassirte ein artig mensch,
daß kein balbirer es hette so schön machen können, war vielleicht
ein butzen vor deß schwartzen Cäsperles hochzeit. Den
peruckenmacher kene ich woll, so wider zu Hannover ist ahnkommen; er
ist fleißig zu mir kommen, wie er hir war. Wer seine eygen haare
tragen kan, den desaprobire ich sehr, daß er frantzösche perucken
tregt, aber wer keine haar hatt, thut woll, frantzösche perucken
zu tragen; den man macht sie gewiß beßer hir, alß ahn andern
örtern. Wir haben jetzt hir eben so wenig neües, alß Ihr andern
zu Hannover. Drumb sage ich Eüch vor dießmahl nur schließlich,
daß ich Eüch allezeit lieb behalte. Wolte gott, wir könten gewiß
sein, daß wir nach unßern todt lieben oder haßen könten! so solte
einem daß sterben leichter ahnkommen. Dem seye aber, wie ihm
wolle, so kan ich Eüch nur versprechen, so lang ich lebe, Eüch
lieb zu haben.