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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Marly den 2 May 1705.
Hertzliebe Louise, heütte morgen habe ich Ewern lieben brieff
vom 21 April zu recht entpfangen, hette ihn schon vergangenen
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dinstag haben sollen. Ich andtwortte heütte; den morgen wirdt es
mir zu schwer fallen; den ohne den Ewerigen, liebe Louisse, muß
ich morgen 7 brieffe schreiben, undt damitt ich die morgende post
nicht verseümen möge, schreib ich heütte; den Ihr seydt nicht
curieux genung, umb zu wißen, waß hir geht. Zudem so werde ich
auch erst mein paquet morgen machen, also im fall waß rares
vorgehen solte, so ich doch nicht glaube, könte ich es noch
hinzusetzen. Letzte post habe ich Ewer undt Ewer schwester briff
zugleich bekommen, auch beyde vor 8 tagen beantwortet. Mein
husten ist weg gangen, wie ichs gedacht hatte. Ich bekümere
mich wenig umb der docktoren ungedult. Wie ich den meinen
gewehlt, habe ichs ihm zum vorauß gesagt, daß er keinen blinden
gehorsam von mir zu fordern hette, daß ich ihm zwar erlaube, seine
meinung zu sagen, sich aber nicht zu ärgern, wen ich sie nicht
allemahl folge, daß meine gesundtheit undt mein leib mein seye,
wolle ihn also gouverniren, wie ichs selber, apropo finde. Die
docktoren müßen woll waß daher sagen von ihrer kunst, umb sich
nöhtig zu machen; ich finde aber nichts gelehrters, alß die natur, laße
also selbige walten; wen sie fehlt, alßden hatt sie hülff von nohten
undt noch zeit genung, daß man sich mitt quackleyen plagt. Die
docktor können kaum kranckheytten heyllen; wie wolten sie den
selbige vorkommen! Wen man sich ahn daß docktoriren gewohnt,
wirdt die natur faul undt man findt sich gezwungen, alle jahr
wider daßelbe zu thun, welches ein ellendes leben macht. Alle
artzeneyen seindt mir so zuwider, daß, wen ich eine medecin nehmen
muß, kan ich die gantze nacht nicht schlaffen, undt wen ich sie
genohmen, bin ich gritlich wie eine wandtlauß. Ich abrobire, daß
man waß braucht, wen man kranck ist; aber ehe ich kranck bin,
bringt man mich nicht dazu. Daß aderlaßen kan ich nicht
vertragen, es benimbt mir gleich alle kräfften; ich muß gar kranck
sein, wen ich zur ader laß. Mich deücht, in ma tante alter lest
man nicht mehr ohne große nohtwendigkeit zur ader. Gott gebe,
daß die zelische reiße glücklich undt woll ablauffen möge! Die
frische lufft wirdt ma tante eher die hauptschmertzen benehmen,
alß hundert aderläß. Eine contesse de Fiesque, so über 80 jahr
alt geworden ist, hatt ihre zeit gehabt, wie ma tante, die fraw
churfürstin. Ich estimire den hanoverischen hoffdocktor, ma tante
frey herauß zu sagen, daß sie die aderläß nicht von nöhten haben;
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den sonst die docktoren seindt so fro, wen sie waß zu ordonniren
bekommen, daß sie es woll nicht auß der handt schlagen. Es ist
keine kranckheit, die ma tante den schlaff verwehrt; es ist leyder
noch die betrübtnuß, daß kan allein die zeit wider bringen. Vom
graff von Nassau-Weilburg sage ich nichts mehr; es ist eine rechte
ungemachliche sache mitt der neßelsucht. Ich bin fro, daß Ihr ein
wenig verenderung gehabt habt, bey dem englischen envoyes zu
eßen. In meinem sin undt nach meinem schmack richten die
englische köche beßer zu, alß die frantzösche. Man macht sich offt
lustiger in eine kleine, alß große geselschafft. Ich muß lachen, daß
Ihr Eüch in meine protextion recommandirt; es ist etwaß gar
vortheilhafftiges. Ich kan mich nicht dran gewohnen, daß
reichsgräffinen ihren rang nicht mehr in Teütschlandt [haben]; daß ist
recht ridicule. Hiemitt ist Ewer brieff, liebe Louise, gar exact
beantwortet; bleibt mir nur überig, Eüch zu versichern, daß ich Eüch
allezeit von hertzen lieb behalte.