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Brief vom 13. August 1705

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


262.


[409]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 13 Augusti 1705.
Hertzliebe Louise, vergangenen sambstag habe ich zwey von Ewern lieben schreiben entpfangen; aber wie ich Eüch schon offt gesagt, sontags ist es mir ohnmoglich, zu andtwortten, habe sontags gar zu viel zu schreiben. Nun aber werde ich auff Ewere beyde schreiben zugleich andtwortten, ob ich zwar heütte noch nohtwendig 4 brieff beantwortten muß undt es so eine unaußsprechlich hitze ist, daß man sich nicht zu behelffen weiß. Es ist war, daß ma tante mir ihres enckels, deß churprintzen zu Braunsweigs, heüraht mitt der princes von Anspach geschrieben undt bericht hatt. Ich bin fro, daß ma tante ein compagnie ahn dießer princes bekompt, so I. L. gefelt undt ahngenehm ist. Gott gebe glück undt segen dazu! Bin auch fro vor Eüch, liebe Louisse, daß sie Eüch woll [410] gewogen ist. Wirdt den daß beylager nicht zu Anspach geschehen? Alle alte bräuche kommen den in Teütschlandt ab, wie ich sehe, weillen die princes vor dem beylager nach Hannover solle. Es ist kein wunder, daß ma tante offt kopffwehe hatt; sie seindt deß weinen gar nicht gewont undt weinen jetzt alle tag undt nichts in der welt macht mehr kopffwehe undt zicht mehr flüße nach sich. Ma tante hatt all ihr leben die geselschafft undt daß gethuns geliebt; den schadt daß geraß weniger, alß denen, die, wie ich, gern allein sein. Mich wundert, daß ma tante sich resolvirt, waß einzunehmen; da brächt Ihr mich nicht zu. Hirmitt ist Ewer erstes schreiben, liebe Louisse, so gutt beantwortet, alß es mir daß abscheuliche heiße wetter erlaubt; komme jetzt auff den zweytten vom 31 Julli. Gott seye danck, gott seye danck, daß ma tante wider woll ist! Es war weniger gefahrlich, daß unßere liebe churfürstin in der hitze mitt dem dicken backen gangen, alß in der kühle; den die hitze dissipirt die flüße. Mich deücht, es stehet nicht fürstlich, sich in manteau wie alle burgersleütte undt cammermagt zu heütten[1], undt ich finde ein manteau viel ungemächlicher, alß ein grand habit; insonderheit seindt mir die cornetten unleydtlich. Ach, liebe Louisse, ich muß auffhören, ich schwitz gar zu unerhört; werde derowegen nichts mehr sagen, alß wie daß ich Eüch im sommer, windter, herbst undt frühling, so lang ich lebe, allezeit lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 13. August 1705 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 409–410
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0262.html
Änderungsstand:
Tintenfass