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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Heydelberg.
Marly den 29 Juni 1709.
Hertzliebe Louisse, hiemitt werde ich, ehe wir von hir gehen,
noch auff Ewern lieben lieben brieff vom 15 dießes mondts
andtworten, so ich letzt verwichen sontag entpfangen. Hinfüro, wen
wir wieder zu Versaille sein werden, werde ich sie sambstag
bekommen; den Ewer schreiben, liebe Louisse, gehen nun gar richtig.
Ich kan nicht begreiffen, warumb die meinen so unrichtig gehen.
Von meinem krampff will ich nichts mehr sagen, alß daß ma tante,
unßere liebe churfürstin, mir sehnen von ellendts füß
[1] geschickt,
so mir gar woll bekommen. Ich fürchte, daß Amelise ein fievre
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lente bekommen wirdt, daß sie alle tag so ein klein fiebergen hatt,
undt die sein schweren die
[2] couriren, alß die stärckste undt hitzige
fieber. Nun man gesehen, wie viel waß
[3] von Amelisse gangen,
ist sich nicht mehr über ihrem kurtzen ahtem zu verwundern. Ob
dieße kranckheit zwar gefährlich, ist es doch nicht incurabel, undt
weillen Amelisse noch jung undt starck ist, wirdt sie sich, ob gott
will, woll herauß reißen können. Kranck sein undt krancken
hütten ist daß ellentste leben von der weldt. Ihr müst meine brieffe
nicht alle entpfangen; den ich hatte Eüch meine vettern de la
Trimoüille todt mitt allen umbstanden beschrieben. Die docktoren
haben ihm zehn mal zur ader gelaßen, so erschrecklich, daß, wie
man ihn geöffnet, hatt man kein andere ursach deß todts in ihm
gefunden, alß daß er keinen tropffen bludt mehr in den adern
gehabt.
[4] Vor 2 jahren hatt derselbe docktor dießes herrn gemahlin
auch so hingericht. Es ist unbeschreiblich, wie viel leütte von
kundtschafft undt vom hoff seyder ein jahr her hir im landt
gestorben sein. Mitt den barbarischen propossitionen vom frieden, so
man unßerm könig gethan, konte es ohnmoglich frieden werden,
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welches mir sehr leydt ist. Ich glaube, unßer herrgott will, daß
diß große werck allein von seiner handt kommen solle; von deren
müßen wirs erwartten. Wie ich sehe, so machen sich die
bürgersöhn zu Heydelberg sehr meüsich. Hette Ewer haußhalter nicht
die barmhertzigkeit gehabt, den studenten einzunehmen, würde ers
mitt dem leben bezahlt haben. Ihr habt groß recht, es nicht bey
der sach zu laßen undt die insolentz abzustrafen laßen; den solche
bursch solten Ewer hauß respectiren, drumb ist es gutt Ihnen zu
lehrnen. Ich hoffe, daß Amelise baldt wider zu recht wirdt
kommen, daß Ihr baldt wider werdt nach Hannover können kommen.
Wie mir ma tante die freüllen Pelnitz beschreibt, muß sie von gar
gutter geselschafft sein. Hir sicht man nun nichts, alß trawerige
leütte, undt hort von nichts, alß trawerige sachen, so dem miltz
gar ungesundt sein, aber man muß sich woll in alles ergeben, waß
unß gott der allmachtige zuschickt. Ich laß gott walten undt
erwarte der zeit. Es wirdt mir doch nichts geschehen, alß waß der
almächtige über mich vorsehen hatt, bleibe also in ruhe. Man
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rufft mich in kirch, muß also schließen undt vor dießmahl nichts
mehr sagen, alß daß ich Eüch undt Amelisse von hertzen
ambrassire undt lieb behalte.