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Brief vom 17. August 1710

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


486.


[195]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 17 Augusti 1710.
Hertzallerliebe Louisse, heütt nachmittag habe ich Ewer liebes schreiben vom 8 entpfangen, bin fro, daß Ihr nun alle die meinigen zu recht entpfangen habt. Ich weiß, das die churfürstin zu Pfaltz wider gesundt; die verwitibt königin in Spanien hatt mirs geschrieben. Were es deß landts besten undt eine person, welche man sehr regretiren konte, were sie gewiß gestorben; weillen sie aber die Pfaltz ruinirt, ist sie bey leben blieben. Unßer herrgott weiß woll, daß er allein meister ist undt alles schickt, wie er es von ewigkeit vorsehen hatt, undt nicht, wie es unß menschen scheindt. [196] Ich wolte lieber, daß unßer printz von Birckenfelt könte churfürst werden; den es ist ein gutter herr, der ein gutt gemüht hatt undt die Pfaltz nicht übel tractiren [würde], wie man nun thut. Warumb wondt der teütsche meister zu Maintz undt nicht zu Mergenthal, da vor dießem die teütsche meister wahren? Ich zweyffele gar nicht, daß der Monlesun[1] nicht ein betrüger seye durch alles, waß ich Eüch, liebe Louisse, schon einmahl hirauff gesagt habe; will man aber zu Berlin betrogen werden, ist es Ewere schuldt nicht. Es ist war, daß cammermägt bey hoff seindt geheüraht geworden, alß Lisbeth Thomassin, deß haußschneyders dochter, mitt dem leuttenandt Westius, wie auch eine jungfern man[2] mitt dem Jordan, der vor meines bruders amme gehabt hatte, aber kein dockters leütte hatt man nie bey hoff geheüraht, auffs wenigst erinere ich michs gar nicht. Die marquise de Richlieu kan gar woll allein mitt mansleütte herumb fahren; sie ist, waß man hir honte beüe[3] heist. Man hatt mir gesagt, sie were kupfferig worden, welches woll sein konte, den sie seüfft braff. Ich glaub nicht, daß ihr vetter, printz Eugene, viel nach ihr fragt; er incommodirt sich nicht mitt damen, ein par schonne pagen weren beßer sein sach. Man sagt im sprichwordt: Alte lieb rost nicht, also mogte sie noch woll wider in seinen gnaden komen. Ewer letztes schreiben, liebe Louisse, habe ich entpfangen undt gleich beantwort, wie ich dießes hirmitt auch thue. Gott seye ewig danck, daß unßer liebe churfürstin bey gutter gesundtheit bleibt, undt laße solches noch 50 jahr so werden! Adieu, lieb Louise! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt behalte Eüch allezeit lieb.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 17. August 1710 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 195–196
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0486.html
Änderungsstand:
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