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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Ghör.
Marly den 10 November 1712, umb halb 10 abendts.
Hertzallerliebe Louisse, ich dancke Eüch von hertzen vor daß
strick von Ewer arbeydt, werde es ahn einem stock tragen; ahn
evantaillen tregt man nichts hir. Ich bitt Eüch, sagt mir doch, ob
es nicht geknubelt
[1] ist! recht sauber gearbeit, undt versichere,
daß ich es, so lang es möglich sein wirdt, Ewerthalben behalten
werde. Ich bin ein wenig kranck, seyder freytag ist mir auff
einmahl ein durchlauff ahnkommen, so mich biß auff heütte 49 mahl
hatt gehen machen undt abscheüliche becken voll, die bein seindt
mir dabey sehr geschwollen. Mein dockter will also, daß ich mich
übermorgen purgiren soll; ich habe mühe, mich dazu zu resolviren.
Biß sontag will ich Eüch sagen, liebe Louisse, wie es abgangen.
Ich werde sehr baufahlig. Waß mich trost, ist, daß ich nicht
fürchten darff, ma tante zu überleben, sondern eher sterben werde. Ich
wolte gern lenger blaudern, aber es ist zu spat. Ich muß schließen,
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dancke nochmahlen vor die schonne arbeydt undt versichere Eüch,
daß ich Eüch biß ahn mein endt lieb behalten werde, liebe Louisse!