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Brief vom 19. Februar 1713

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


572.


[301]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly sontag den 19 Februari 1713.
Hertzallerliebe Louisse, ich bin in todtesangsten, es geht ein geschrey zu Paris, daß ma tante gar kranck ist; daß setzt mich in so todtesangsten, daß ich kein wordt auff Ewere schreiben andtwortten kan. Wir haben heüte die trawer abgelegt, aber es ist woll mitt betrübten hertzen, daß ich bundt gehe. Gott gebe, daß morgen brieffe kommen mögen undt mir daß contraire versichern! Gott stehe unß bey! Ich bin in solchen angsten, daß ich nicht mehr weiß, waß ich sage. Alle remedien, so man mir gebraucht, seindt umbsonst; ich bin eben so ellendt nun, wie ich zuvor war, schnauff eben so sehr, habe eben so groß lenden-, knie- undt fußwehe; der caffé, den man mir 2 mahl deß tags macht nehmen,[1] thut mir weder guts noch böß, undt ich habe die schlaffsucht noch immer; aber ist ma tante übel, wie man zu Paris sagt, so werde ich nur zu lang leben. Adieu, liebe Louise! In welchen standt ich auch sein mag, so werde ich Eüch doch allezeit lieb behalten.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 19. Februar 1713 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 301
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0572.html
Änderungsstand:
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