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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Londre.
Paris den 1 December 1716, umb 12 uhr.
Hertzallerliebe Louisse, ich komme Eüch nur in großer eyll
sagen, daß ich Ewere liebe schreiben vom 8/19, 12/23, 15/26 gestern,
vorgestern undt heütte entpfangen. Ich bin von hertzen erschrocken
undt habe bitterlich geweindt, daß unßere liebe printzes von Wallis
eine so gar unglücklich kindtbett gehabt hatt. Aber gott seye
danck, daß die liebe printzes bey dem leben blieben undt außer
gefahr ist, undt erhalte sie viel undt lange jahren! Ich bitte Eüch,
liebe Louisse, seydt ein wenig meine ambassadrisse bey I. L. den
englischen regenten undt printzen von Wallis undt sagt I. L. von
meinetwegen, daß ich weiß, daß E.
[1] L. zu viel geschäfften undt
nohtwendige sachen zu thun haben, umb nicht durch einen albern
brieff von mir importunirt zu werden! Derowegen werde ich mir
die ehre nicht geben, ahn E.
[2] L. zu schreiben, bitte Eüch derowegen,
liebe Louisse, versichert I. L. mündtlich von meinetwegen, daß
niemandts in der welt mehr part genohmen in I. L. unglück undt auch
in dem glück, daß I. L. liebe gemahlin salvirt ist, undt daß ich
all mein leben mich vor I. L. interessiren werde alß I. L.
beyderseydts trewe baß undt dinnerin! Meine schenckel werden taglich
schlimmer, man macht mir fußbäder, habe erst vorgestern
ahngefangen. Biß freytag werde ich Eüch berichten, wie ich mich davon
befinde. Dancke sehr vor die schonne kupfferstück. Die 2 Türcken
seindt recht woll gestochen. Adieu, hertzliebe Louisse! So lang
ich lebe, werde ich Eüch von hertzen lieb behalten.