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A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Londre.
Paris den 26 Feb. 1717, umb 12 nachts.
Hertzallerlieb Louise, gestern habe ich noch ein liebes
schreiben von Eüch entpfangen vom 15/4 Februari. Ich halte Eüch zwar
in dem stück parolle, daß ich Eüch alle posten schreibe; allein es
ist mir recht leydt, daß ich nicht auff Ewere lieben schreiben
undtworten kan, will Eüch doch von meiner gesundtheit sprechen. Ich
sehe nicht, daß sie beßer, oder schlimer wirdt; es ist alß die alte
leyer, abendts geschwellen mir die beine undt hab vapeurs, wie der
teüffel; ein par nachte schlaff ich woll, daß überige gar übel undt
unruhig, ich bin weder recht kranck, noch recht gesundt; den
gantzen tag bin ich schlafferig, selten lustig, offt nachdennkisch
undt reveus; ich drincke noch immer den kreüttertrank. Aber
der schlaff überfelt mich, ich kan die feder nicht mehr halten, ich
bin seyder 7 morgendts auff die füß. Es wer mir leydt, wen Ihr
nicht wider in Teu[t]schlandt reißet. Ein andermahl will ich die
ursachen sagen, aber nur jetzt, daß ich Eüch von hertzen lieb
behalte.