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Brief vom 6. Februar 1718

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


887.


[181]
Paris den 6 Februari 1718 (N. 48).
Hertzallerliebe Louisse, wie ich eben mitt meinem sohn auß dem opera kommen, habe ich eben auff eines von Ewern lieben schreiben antwortten wollen, vom 22 Jan., no 7; aber in dem augenblick entpfang ich Ewer liebes schreiben von 25, no 8. Also will ich mich nur ahn dießem halten; den es ist spatt, kan heütte [182] ohnmöglich einen langen brieff schreiben, nur sagen, daß es mir recht leydt ist, daß Ihr ursach habt, trawerig zu sein. Aber warumb wolt Ihr mir Ewer leydt nicht klagen? Wer soll den mehr part nehmen in alles, waß Eüch ahngeht, alß ich, undt wie[1] ist Eüch naher? Drumb solt Ihrs mir nicht verhehlen, liebe Louisse! Ich bitte Eüch, schreibt mir, waß es ist! Ich hoffe aber, daß es nichts gar ernstliches sein muß, weillen mein klein schachtelgen undt ringelgen hatt trösten können. Ich weiß woll, daß das callendergen vor kein pressent zu rechen ist; allein daß war auch meine intention nicht, Eüch ein pressent davor zu geben; nur zwey ursachen, die erste ist, daß ich Eüch versprochen, alle jahr ein schächtelgen zu schicken. Also habe ich ja mein versprechen halten müßen; undt weillen es eben selbigen tag Eüer geburdtstag war, so muste ja auch waß vor den tag im schachtelgen sein. Ich habe nicht gewust, welchen tag Ihr gebohren seydt. Daß ringelgen hatt nichts considerabels ahn sich, alß daß es blau ist undt die blauen demanten noch nicht gemein sein wie die rotten. Es ist mir leydt, daß Ihr keine brieff auß Englandt [empfanget]; aber seydt in keinen sorgen! Ich habe heütte morgen eines von der printzes von Wallis vom 20/31 Jan. bekomen undt eines von der graffin von Bückeburg vom selbigen dattum; were waß unglückliches vorgangen, hetten sie mirs bericht, also gebt Eüch zufrieden! Ihr danckt mir zu sehr vor die bagattellen; ich bin genung recompensirt, daß sie Eüch gefahlen undt die unlust verdrieben. Es friert nicht mehr, seyder vorgestern hatt die grimige kalte auffgehört; ich glaube aber, sie wirdt wider kommen, weillen die mauern nicht schwitzen. Ich weiß nicht, wer monsieur Bassa ist. Hiemitt ist Ewer lieber[2] schreiben doch in großer eyll beantwortet, nur noch sagen, daß ich Eüch von hertzen lieb habe undt allezeit behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 6. Februar 1718 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 3 (1874), S. 181–182
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d03b0887.html
Änderungsstand:
Tintenfass