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A monsieur le raugraff.
St Germain den 27 November 1675.
Hertzlieb Carllutzgen, Ihr seitt ein praffer bub, daß Ihr Euch
nun wider einmahl mitt schreiben einstelt, undt wan Ihr mir nicht
balt geschrieben hettet, so hettet Ihr einen brieff von mir
entpfangen, worinen ich ärger geknottert hette, alß Ewer mama, wie
Ihr nicht still habt wollen sitzen, alß man Euch gecraionirt hatt.
Ich bilde mir ein, daß der mahler ein art kerls ist, alß wie
derjenige, der unß zu Manheim mitt einander mahlte undt den die
Woltzogen alß nachmachte; ich habe jetzt seinen nahmen vergeßen.
Baß Amelie wirdt genung zu thun gehabt haben, umb Euch still
zu halten, glaube aber, daß Ihr beyde viel mehr ahn meinen brieff,
alß sonst waß werdet gedacht habe[n]; den wie ich persuadirt bin,
daß Ihr mich beyde lieb habt, also bilde ich mir auch ein, daß
Euch beyde nicht leidt wirdt geweßen sein, meine brieffe zu leßen.
Im uberigen so muß ich Euch ein wenig daß maull weßern machen.
Ich gehe fast alle tage mitt dem könig auff die jagt undt vorgestern
hatt er mir ein uber die maßen schön pferdt verehret undt noch
ein anders versprochen. Itzunder in 14 tagen kommen die vogel
ahn, den werden wir fast alle tage fli[e]gen. Der könig hatt reyer
undt millanen setzen laßen, damitt wir den gantzen wintter durch
spaß haben mögen. Zu dem hatt mir der könig gesagt, daß wir diß
jahr beßere falcken haben werden, alß niemahl[e]n; drumb wünsche
ich von hertzen, daß es frieden mögte werden, damitt Ihr
herkommen köntet undt mitt unß jagen. Baß Amelie muste auch mitt
kommen, den wollen wir auch ein hauffen von unßern alten poßen
verzehlen, wie wir zu Schwetzingen landstuhl spilten. Apropo von
landstuhl, ich hab in der holländischen zeittung gesehen, daß der
oberste Webenheim nun generalmajor ist. So endert sich alles.
Glaubt nicht, daß ich Euch dießes schreibe, umb Euch zu plagen
oder zu vexiren, sondern nur, umb Euch eine zeittung zu schreiben
von jemandts, von wem Ihr vor dießem so woll alß Ewer mama,
mein bruder undt ich viel gehalten haben. Daß ist auch alles
neües, waß ich Euch von hir sagen kan. Ihr habt gar woll gethan,
daß Ihr mir so ein artlich compliment vor madame de Fiene
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geschrieben; sie hatt Euch uber die maßen sehr darüber gelobet bey
mäniglich. Adieu, lieb schwartzköpffel! Behalt mich alß lieb undt
glaubt, daß ich [Euch] auch allezeitt lieb behalten werde undt Ewere
freündin verbleiben!
Ewer mama, schwester undt brüderger danckt gar sehr vor ihr
compliment von meinetwegen undt macht ihnen wider gar ein
zirliches, so gutt Ihr kont!