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St. Germain den 5. Febr. 1672.
Mein hertzliebste ma tante wirdt durch mad. de Warttenberg noch
kein contrefait bekommen, denn das vor papa
[1] nicht einmahl trucken war,
umb mitt zu schicken, also hoffe ich, wan ich papa seins schicke, daß ich die
vor E. L. auch werdt mitt schicken können. Es were mir aber woll
taußendtmahl lieber, wan ichs selber bringen könte oder E. L. undt oncle
[2] es
hir abhollen müsten, fürchte aber, daß keines geschehen wirdt, denn ich mir
schwerlich einbilden kan, daß E. L. undt oncle werden herkommen, undt daß
ich mit den König marschiren soll, wirdt eben so wenig geschehen, weill die
Königin
[3] hoch schwanger undt in der zeitt ins kintbett kommen wirdt
[4].
Es ist nicht, daß ich hir mehr spatzire oder stercker, alß ich bey unß pflegte,
aber die leütte hir sein so lam
[5] wie die gänße, undt ohne den König, mad.
de Chevreuse undt ich ist kein seel, so 20 schriett thun kan ohne schwitzen
undt schnauffen. Ich wolte, daß ich vergangen nach dem nachtessen was
calopirt
[6] hette, so were ich nicht kranck worden, wie E. L. auß fraw von
Harling
[7] brieff sehen werden. Den duc Mazarin
[8] sehe ich schir niemahl
undt habe noch niemahl nicht mit ihm geredt, aber sobaldt ich mitt ihm zu
redt komme, will ich Cantenac
[9] entschuldigung verrichten. Was mad. de
Warttenberg ahn Dondorff gesagt wegen daß ich so geschreitt
[10], daß mein
seit dick war, ist wahr, denn ich
[11] von Strasburg biß Challon
[12] nichts
gethan die gantze nacht als schreyen, denn ich nicht verschmertzen kont den
abschid, so ich da genohmen; ich hab mich zu Straßburg härter gestelt als
mirs umbs hertz war. Ich wolte E. L. gern lenger mit schreiben
auffwarten, weill ich aber gleich zu der Königin gehen muß, kan ich nichts
mehr sagen. …
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