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Brief vom 5. August 1673

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


3.


[002]
St. Clou[1] den 5. Augusti 1673.
Ob zwar der courir, davon E. L.[2] schreiben, ein sehr capabeler cavalier ist, so muß ich doch bekenen, daß ich ihn nicht geschickt habe, sondern Catillon[3] hatt es auff seinen eigenen kosten gethan, ob sie aber die golden medallien, so ihnen oncle[4] geben, mitt einander theilen werden, weiß ich nicht, glaube aber doch, daß es schir auff so etwaß ahngesehn geweßen, derowegen hatte der gutte courir gewiß sich meines nahmens gebraucht. Waß aber meinen kleinen[5] ahnbelangt, so ist er so schrecklich groß undt starck, daß [er] met verlöff[6] met verlöff eher einem Teutschen undt Westfällinger gleich sicht, alß einem Frantzossen, wie E. L. auß seinem contrefait ersehen werden, sobaldt er gemahlt wirdt werden, denn ichs E. L. alßdan schicken werde. Unterdeßen bringt mon maistre[7] E. L. mein berenkatzenaffengesicht mitt: alle leütte hir sagen, daß mein kleiner bub mir gleicht, also können E. L. woll dencken, daß es eben nicht so ein gar schön bürschen ist; jedoch wenn er nur mein patgen, E. L. princes[8], gefählt, dan ist alles gutt, weill sie doch, wie E. L. mir schreiben, mitt der zeit ein par geben sollen. Hinderson[9] wolte ich, wan es bey mir stünde, woll hertzlich gern zu einem gutten heüratt helffen, allein, wie E. L. selber schreiben, ich forchte, daß das gelt nicht gar so starck seye wie die liebe, undt waß chargen ahnbelangt, so seindt keine bey Monsieur zu vergeben undt beym König seindt ihrer ohne das so viel, so lange in des Königs eigene dinste geweßen undt mitt schmertzen drauff laueren, daß der König also ohnen zweiffel woll keine [003] von Monsieur leütte dazu beförderen wirdt. Ich sage ihr alle tage, sie solle acht haben, waß sie thue, undt ahn das sprichwort gedencken, daß lieffte[10] liefften isz, mar dat kaken[11] vor alles geht, undt daß sie recht zusehn solle, ob er sie auch erhalten kan undt nach seinem todt versorgen. Wan solches ist, hoffe ich, daß es ahngehn wirdt, wo nicht, so muß man sich auff die predestination undt Gottes vorsehung verlaßen undt mitt den braunschweigischen testament sagen: Die jey[12] von Gode bescheret iß, dey scal jey[13] ohne dat woll gregen[14].
Neues werde ich E. L. nichts schreiben, weillen mon maistre E. L. alles beßer mündtlich vorbringen wirdt undt E. L. erzehlen, wie fro ich bin, nun reitten zu lernen, denn es sich trefflich woll zu Liselotts[15] rauschenbeüttelichen[16] kopff schickt, wie ma tante woll weiß, denn umb die warheitt recht zu bekenen, so bin ich eben noch nicht so gar sehr verendert. Ich bitte E. L. gantz demütigst, die mühe zu nehmen, mein compliment bey oncle zu verrichten undt beyderseits zu glauben, daß ich, so lang ich lebe, bin undt bleibe hertzlieben ma tante undt oncle demütige, gehorsame undt gantz ergebene baß undt dinnerin.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 5. August 1673 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 2–3
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0003.html
Änderungsstand:
Tintenfass