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Brief vom 10. Juli 1682

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


38.


[041]
Versaille den 10. Julli 1682.
… Es freüet mich woll von hertzen, zu sehen, daß E. L. unangesehen meines unfleißigen schreibens doch meiner nicht vergeßen. Ich kan mir mein patgen[1] woll in just au corps[2] einbilden undt glaube, daß I. L. solches gar wohl ahnsteht; aber Carllutz[3] in weiberkleyder glaube ich woll, daß er ebenso heßlich mag sein, alß ich: der continuirliche windt undt die sonn haben mich itzunder auch so hallirt[4], daß ich persuadirt bin, daß ich Carllutz in der schwärtze nichts vorzuwerffen habe, also nichts mehr alß die lenge ahn unßerer gleichheit zu sagen ist: solcher unterscheidt aber wirdt ewig bleiben, denn waxsen kan ich nicht mehr. Wolte Gott, daß ich bey dießem bal hette sein können, so sie zu Herihaussen[5] gehabt haben; ich wolte woll von hertzen all Monsieur seine edelgesteine undt paruren drumb geben, wenn sie mein weren, aber wenn das were, würde man mich alzeit so baldt nicht wieder bey denen sehen, so man hir helt, undt eher E. L. meiner wider quit würden, müsten sie mich mitt brügellen auß dem hauße jagen. I. G. die Churfürstin hatt mir auch geschrieben, was vor divertissementen sie den gantzen winter zu Heydelberg gehabt haben, allein I. G. haben mir auch darneben genungsam zu verstehen geben, daß sie wenig vergnügen dabey gehabt haben. Meines bruders neüe geheime rähte stehen ihr auch nicht ahn, undt so viel ich auß alles vermercken kan, was I. G. mir sagen, so ist sie persuadirt, daß es all doll genung bey dem hoff zugeht[6]. Wenn man ihren undt meinen raht folgte, würde Carllutz sich beßer dabey befinden, alß er leyder nun thut, allein was ich auch davon sagen oder schreiben mag, so hilfft es wenig; hette ich es in meinem vermögen, wolte ich von hertzen gern meinen bruder dießer mühe entheben undt alßdenn würde ich Carllutz woll nichts mangelen laßen; allein mitt hundert pistolger monts[7] springt man nicht weit hir, jedoch sobaldt alß ich einsmahl wider was mehrers entpfangen werde, werde ich Carllutz davon mittheilen, umb ihm auffs wenigst meinen gutten willen zu erweißen, weillen die wercke nicht vollbringen kan. … Heütte über taffel hatt unß der König gesagt, daß man starck von dem heüraht spreche vom Churfürsten von Bayern[8] undt mein patgen[9]; Gott gebe, daß es wahr mag werden. …
Wolte Gott, es were mir erlaubt, jetzt gleich nach Hanover auffzubrechen undt hin zu ziehen, so wolte ich mich woll nicht säumen undt alzeit [042] nicht biß morgen wartten. Ich zweiffele gar nicht, daß es unßerm Carllutz woll gar nicht leidt sein würde, mich wider zu sehen, undt ich würde ihn auch woll von hertzen ambrassiren, denn ich hab den gutten buben von grundt meiner seelen lieb. Es freüdt mich sehr zu vernehmen, daß E. L. undt oncle so content von ihm sein undt daß er sich der gnaden, so E. L. ihm beyderseitzs bezeugen, nicht unwürdig macht.
Was Caroline[10] ahnbelangt, so glaube ich, daß ihr heüraht[11] eben so sicher noch nicht ist, so viel ich auffs wenigst von dem alten herren von Chomberg[12] hab vernehmen können. Ich bin persuadirt, daß alle heüraht in dem himmel geschloßen sein, also wenn es geschehen soll, so wirdt es geschehen. Unßer princes[13] ist nun wider außem badt undt zu Heydelberg. Der König sagte mir letztmahl, daß er jetzt gar content von meinem bruder seye; Gott gebe, daß solches ihm nutzen möge, denn solte der krieg wider in sein landt kommen alß wie vor etlichen jahren, so würde es noch viel schlimmer werden undt alles, was der graff Castel[14] profitirt, woll meinem bruder wenig helffen. Ich zweiffele nicht, alß daß E. L. nunmehr all die schöne historien werden vernohmen haben, wovon die marquisse de Foy[15] spricht, denn der esclat ist groß genung drumb geweßen, aber mir gebühret nicht davon zu reden, undt dießes auß großen ursachen, man würde mir es sein leben nicht verzeyen, wenns herauß kommen könte, daß ich E. L. hirvon gesprochen, nur das sagen, daß es hir woll ehrvergeßene leütte gibt undt welche met verlöff met verlöff die schmutzigste von hindern undt von fornen sein, so in der gantzen weitten welt zu finden sein. Ach dörffte ich frey herauß reden, ich bin versichert, daß ich E. L. divertiren würde undt von hertzen lachen machen. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 10. Juli 1682 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 41–42
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0038.html
Änderungsstand:
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