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Fontainebleau den 1. November 1685.
… Ich sage E. L. gantz demütigsten danck vor Dero gnädige
vorsorg wegen Dero undt oncles meinung über meines bruders testament. Ich
erfahre hir wenig, was man in der sachen macht, durch den Breton aber
hab ich vernohmen, daß abé de Morel
[1] gantz gesinnet ist, meines brudern
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testament umbzustoßen undt sich auff I. G, des Churfürsten meines herr
vatter seeligens testament zu beruffen. Die copie, so mir Carllutz
[2] geschickt,
hatt man auff frantzösch gesetzt undt sie obgedachtem abé geschickt; selbiger
fordert undt sucht die originals. So viel ich aber in allem von dießen sachen
begreiffen kan, so wirdt es dermaßen auff die länge ’nauß kommen, daß ich
glaube, daß ich lang werde verfault sein, ehe die sache wirdt außgemacht
werden. Ich glaube, der König hir helt mich noch vor huguenot, denn er
hatt mir kein wort davon gesprochen, daß er meine interesse ins papst
[3]
hände gibt, undt hette mirs Monsieur nicht ohngefehr verzehlt, alß die sach
schon geschen war, wüste ich noch nichts davon; jedoch muß man dazu
schweygen, damitt es nicht noch ärger wirdt. Der König endert in allem so
erschrecklich, daß ich ihn nicht mehr kenne, ich sehe aber woll, wo alles her
kompt, allein es ist kein mittel darvor, muß also nur gedult haben, undt
damitt die, so mir übel wollen, nicht zu fro sein mögen, wenn sie mich
trawerig sehen solten, so laß ich mich nichts mercken undt stelle mich gar
lustig ahn, im grundt aber schmertzt mich doch, daß man mich so tractirt.
Dießes aber alles was ich hir sage, ist mir vor E. L. oder auffs meiste vor
oncle undt sonsten vor niemandes; solte man aber auff der post so curieux
sein, dießen brieff zu öffnen undt zu leßen, so werden sie meine meinung
sehen undt ich also der mühe enthoben sein, ihnen selbige mitt der zeit
zu sagen. …