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Brief vom 20. Oktober 1690

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


107.


[129]
Fontainebleau den 20. October 1690.
… Nun ich den gutten König Jacob beßer hab kenen lernen, hab ich ihn recht lieb; es ist der beste herr von der welt. Er jammert mich von grundt meiner sehlen, denn er seüffzt etlichmahl so erbarmlich. Er hatt mich auff ein seit gezogen undt sehr examinirt, ob es doch wahr seye, daß seine fraw dochter, die printzes von Oranien[1], über sein unglück so betrübt geweßen seye, daß sie nicht hette dantzen wollen, wie I. L. die Churfürstin von Brandenbourg[2] im Haag geweßen were, wie auch ob es wahr, daß sie E. L. geschrieben, daß es ihr lieb were, daß er nicht in Irlandt umbkommen seye. Ich habe sehr versichert, daß es gar wahr were, undt es hatt mich gedeücht, daß dieße versicherung dem armen unglücklichen König ein wenig trost gab. Er hatt mir auch gesagt, daß er E. L. sehr lieb hette, aber daß E. L. ihm in gar langer zeit nicht geschrieben hetten, undt er sagte es mir alß wenns ihm leydt thete, denn er sagte auch, er wüste nicht, worumb E. L. weder ihm noch seiner gemahlin kein part von unßers lieben printz Carls[3] seelig todt geben, undt daß I. L. ja wenig verwantten hetten, so E. L. naher weren, alß er. Ich habe nicht gewust, was ich hirauff antwortten solte, habe gesagt, daß ich glaubte, daß der schmertzen, so E. L. undt oncle über dießen verlust gehabt, so groß geweßen were, daß sie alles drüber vergeßen hetten. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 20. Oktober 1690 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 129
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0107.html
Änderungsstand:
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