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Brief vom 7. September 1691

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


119.


[137]
St. Clou den 7. September 1691.
… Die Engelländer haben woll groß recht, daß sie die besten chargen bey ihrem itzigen König presentiren, denn ich glaube, sie haben ihn nur deßwegen erwehlt. Ich bin E. L. sehr obligirt, daß es ihnen so leydt ist, daß der gräffin von Fürstenberg zeittung nicht wahr ist[1]: es ist leyder weniger alß nie aparentz dazu undt der galant fürcht des großen manns alte zot so erschrecklich, daß, wenn er schon gerne heürahten wolte, wirdt er es sich doch deßen nicht mercken laßen, so lang er sehen wirdt, daß es dießer damen nicht ahngenehm ist. Es entbricht ihm woll nichts, so dem ehestandt zuwider were, wie das holländische liedt sagt, aber die forcht, so er vor dem alten weib hatt, ist etwaß erschreckliches in seinem alter, denn er ist eben wie ein kindt vor sie. … Ich glaube, daß meine gnade nicht lange wehren wirdt, denn die alte zot sicht nicht gerne, daß ich woll dran bin; sie hatt woll keine jalousie, daß ich beßer bey dem König dran sein möge, alß sie, da ist sie woll sicher vor, aber sie forcht, daß der hoff sich ahn mich attachiren mögte, wenn ich woll beym König were undt alle gnaden nicht durch ihren canal [138] gehen mögten, undt davon ist sie jalous. Sie hatt mir eine visitte zu Marly geben; das hatt sie woll in 3 jahren nicht gethan, bin also bißher sehr in gnaden, forcht aber, daß man den zaun umb den gartten grüst, wie das sprichwort sagt[2], undt daß es endtlich meine arme kinder gelten wirdt. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 7. September 1691 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 137–138
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0119.html
Änderungsstand:
Tintenfass