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Versaille den 6. Juni 1694.
… Seyder kurtzer zeit habe ich erfahren, daß mein leibkutzscher mich
bey mons. de la Renie
[1] ahngeklagt hatt, daß ich den staadt verachte, alles
in Teütschlandt schreibe undt selber baldt durchgehen werde. Ich habe ihn
durch Wendt zu redt setzen laßen, warumb er dießes gethan? Er hatt
geantwortet, sein beichtsvatter hette es ihm befohlen, weillen man verspürt,
daß ich noch huguenot were. Gleich darnach ist der kerl weggeloffen. Ich
glaube, daß etwaß anders dahinder steckt, welches von devotten herkommen
muß, welche mich genung haßen, wie E. L. woll wißen. Ich will aber schon
hinter der sach kommen, undt wenn ich es recht weiß, nur über dieße sottise
lachen undt durch eine rechtmäßige verachtung ihnen erweißen, wie wenig ich
nach ihrer boßheit undt lügen frage. Ich kan nicht begreiffen, da man mir
ja durch meine geringe bedinten hatt schaden wollen, warumb man mich nicht
eher hatt vergifften laßen. Ich glaube aber, daß, weillen sie wißen, daß ich
nicht viel nach dem leben frage, haben sie nur durch eine gefencknuß vielleicht
wollen das leben schwerer machen undt gemeint, daß, wenn mich meine ey-
gene bedinten ahnklagen würden, daß es gleich übel mitt mir ablauffen würde.
Was woll klärlich weist, daß mein kutzscher die sach nicht auß seinem finger
gezogen, ist, daß er sehr interessirt ist, von sich selber keine mittel hatt undt
seine charge abandonirt; also müßen ihn woll in dießer teweren zeit reichere,
alß er ist, unterhalten undt recompensiren, denn ich habe ihm durch Wendt
sagen laßen, daß, wenn er mir alles gestehen wolle, so wolle ich ihm
verzeyen undt in seinem dinst behalten, dießes ungeacht geht er durch undt quitirt
alles, also muß woll waß sonders hirunder stecken. …