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Versaille den 6. December 1696.
… Wenn man m/30 millionen geben muß, umb König in Poln
zu sein undt die armée dortten zu erhalten, kan unßer printz de
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Conti
[1] es nicht werden, denn wo solte er diß abscheülich gelt herkriegen; er
hatt ja 3 gütter verkauffen müßen, umb nur dreymahl hunderttaußendt thaller
zu haben, umb nach Poln zu schicken, will geschweygen denn, daß er so viel
millionen bekommen könte. Ich kan nicht begreiffen, auß welch pretext der
Churfürst von Bayren
[2] seine metres
[3] hatt neben seine gemahlin
[4] stellen
können; das ist jetzt eine neue mode, so sich introduisirt, daß die Churfürsten
ihren metressen männer geben
[5], so nicht bey ihnen schlaffen dürffen. Were
es zu des Königs Davits zeitten die mode gewest, hette Uria
[6] sein leben
nicht verlohren. Solte es gantz ohnmöglich sein, daß mein dochter weder
den römischen König
[7] noch König Wilhelm bekommen könte, so wolte ich,
daß sie den hertzog von Lotheringen
[8] doch über seinen verlust trösten könte;
er muß von verliebter complexion sein. Hette der große mann seine legitime
verwanten so lieb alß seine bastards, würde meine dochter woll versorgt
werden, allein es ist ein großer unterschiedt hirinen undt nach aller aparentz
hatt das verhencknuß leyder nichts guttes vor meine dochter versehen. Man
hatt mir gesagt, daß die Keyßerin die dänische princessin sehr wünscht vor
den römischen König; man sagt auch, daß es sehr mitt dem frieden happert,
welches mir sehr leydt ist, denn ohne frieden kan mein tochter woll nichts
rechts bekommen …