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Brief vom 17. Januar 1697

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


271.


[272]
Versaille den 17. Januari 1697.
… Ich hütte mich, offt mitt la princesse[1] zu sprechen; heütte wirdt sie mitt dem König nach Marly [fahren], dort zu mittag zu eßen, also sehen E. L., daß man sie woll divertirt, soll sich aber mitt niemandes lustig machen, alß mitt dem König undt mad. de Maintenon. Ich glaube, daß die commedien, so man sie zu St. Cir[2] wirdt spillen machen, so von allen desgouttiren wirdt, daß sie keine mehr wirdt leyden können, wenn sie groß wirdt sein. Wenn sie allein bey dem König undt mad. de Maintenon ist, lest man ihr ihren freyen willen undt so viel raßen, alß sie immer will. Mitt der zeit wirdt man sehen, was auß dießer aufferzucht werden wirdt. Ich glaube, daß die polnischen printzen nichts alß desbauchen in Franckreich lernen, sie stecken immer zu Paris undt kommen nicht nach hoff. Es ist gewiß, wer sein kindt woll will erzogen haben, muß es nun nicht nach Frankreich schicken, denn sonsten wirdt es nichts alß brutalitet lernen, jedoch seindt noch woll, die sich nicht verderben, alß wie der junge Offen[3], der hatt sich sehr woll hir gehalten undt gar nicht la mode de la jeunesse genohmen, wie E. L. baldt sehen werden, denn übermorgen wirdt er weg [reisen], werde ihm morgen brieffe vor mein hertzlieb ma tante mitt geben. Graff Denhoff[4] ist gar raisonable undt das desbauchirte leben sehr müde; mad. Bethune mißfält es auch über die maßen, kans aber nicht hindern. … [273]
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 17. Januar 1697 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 272–273
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0271.html
Änderungsstand:
Tintenfass