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Brief vom 2. März 1702

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


491.


[034]
Marly den 2. Mertz 1702.
… Wie E. L. die mahlzeit von Trimalcion[1] beschreiben, muß es recht artig gewest sein; das wirdt mich Petrone[2] wider leßen machen. Wo mir recht ist, so fengt das festin mitt eine figur von einem eßel ahn, so säcke trägt, worinen oliven sein. Wie Trimalcion die zeichen des himmels außlegt, erinere ich mich auch noch woll, aber nicht, daß seine fraw Fortunata dem zwergen einen pispot auffstülbt. Man hette diß festin abmahlen sollen. Weillen Carl Moritz Trimalcion hatt spiellen können[3], ist er nicht so kranck, alß der arme Breton ihn in seinem letzten brieff gemacht hatte, worinen er setzt, daß Carl Moritz von allen docktoren verlaßen seye undt gantz auff den todt liege. … Ich muß noch sagen, daß ich heütte eine teütsche zeittung gesehen, worinen stehet, daß, wie der Keyßer erfahren, daß [035] der König in Engellandt in seine alliantz[4] tretten wolle, hette er sich in sein antichambre auff die knie gesetzt undt Gott offendtlich gedanckt. Das kompt mir sehr tartüffisch vor… Ich bitte E. L. taußendt mahl umb verzeyung, allein weren I. L. der Churfürst nicht ein wenig karg, würde er sich eine lust machen, seine generositet ahn seine herrn brüder zu erweißen, umb sie zu contendiren, daß sie nicht gleich alles haben thun wollen, so I. L. begehrt. Daß er magnifiq in sein plaisir ist, ist eygenlieb undt hindert das karg sein gar nicht, contrarie, es macht noch kärger, denn die ein wenig zum karg sein incliniren, meinen, daß alles was sie außgeben, von ihr plaisir benimbt, undt das macht noch eingezogener sein…
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 2. März 1702 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 34–35
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0491.html
Änderungsstand:
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