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Versaille den 1. Februari 1703.
… Man sagt zu Paris, E. L. enckel, der Churprintz
[1], werde die
zweyte princes von Schweden
[2] heürahten; das wirdt met verlöff den
maußdreck
[3] wider zu ehren bringen undt das hauß wider von der boßen alliance
[4]
ersetzen. Der peuple hir ist noch sehr aberglaubisch, die devotten stellen sich
alß wenn sie es weren, undt seindt es nicht, die andern schweygen still
davon. Die Königin in Engellandt stelt sich sehr alß wenn sie es were, ich
finde I. M. aber so raisonable in andern sachen, daß ich nicht glauben kan,
daß sie alles glaubt was sie vorgiebt. Was man vor eine schriefft vor
unßere Königin in Engellandt nach Lorette
[5] geschickt, soll gar etwaß
wunderliches sein, soll schir auff wüsterey außlauffen. Es soll ein unerhörter
großer reichthum zu Lorette sein. Ich sehe aber nicht, wozu das gutt ist,
denn die Marie, unßers herr Christus mutter, hatt ja im himmel nichts von
nöhten, hatt auch gar den reichtum in dießer welt woll entbehren können,
denn sie hatt arm gelebt undt ist arm gestorben, undt warumb will man
denn, daß sie in jenner welt, wo sie kein reichthum mehr von nöhten hatt,
interessirt solle geworden sein undt nichts ohne presenten thun? Das kost
den großen herrn viel undt ist eine unnöhtige sache, also in meinem sinn
übel erdacht. Der schlag regirt überall, wie ich sehe, weillen der envoyé
von Engellandt, mons. Cresset
[6], es auch bekommen; seine fraw
[7] muß eine
Frantzoßin sein, weillen sie der hertzogin von Zell verwandt ist… Nichts
in der welt kan mich mehr erfrewen, alß E. L. gnädige schreiben; was sollen
E. L. mir sagen, alß was taglich vorgeht; die philosophie verstehe ich nicht,
die theologie noch weniger, stahtssachen da weiß ich eben so wenig von; E.
L. müßen sich also woll nach meiner schwachheit conformiren undt nur sagen
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was ich wißen undt verstehen kan. Also umb Gottes willen E. L.
verschonen mich mitt den discursen, denn sonsten dörfft ich E. L. nicht mehr
schreiben undt müste in forchten stehen, daß E. L. auch sagen mögte: die
albere Lisselotte: was lappereyen undt langweillige sachen plaudert sie mir
daher, sie thete beßer zu schweygen… Ich hoffe nicht, daß der graff von
der Lippe
[8] einer von denen ist, so lange hir geweßen undt welche meine
vettern sein, so so gar närisch geworden. Ich kan nicht begreiffen, wie eine
solche religion ahnstecken kan, denn mich deücht, man sicht gleich ahn der
leütte maniren, daß sie narren sein, undt wenn man persuadirt ist, daß die
leütte närisch sein, so gibt ihre rede ja keinen nachdruck. Doch habe ich
lachen müßen über dieße avanture, welche den damen greüliche ängsten
eingejagt muß haben undt ihr vorwitz thewer bezahlt. Stöß hetten die pietisten
woll ein wenig verdint, so auff E. L. cavaliers loßgegangen zu sein. E. L.
hatten nicht gesagt, daß der graff von Leiningen geheüraht seye, muß aber
doch eine gemahlin haben, weillen sie in dießer bataille verwundt worden.
Es war ein bößer geist, der dem Hoffmann
[9] eingegeben, so zu schlagen,
indem sie drüber eingebüst haben; das solte sie corigiren, macht sie aber
noch närischer, wie ich sehe. Mich deücht aber, daß in der heyligen schrifft
nur der böße geist schlegt undt nicht der gutte, denn wie der heillige geist
von Saul gewichen war, wolte er Davit ahn die wandt spießen. Mich deücht
auch, daß, wenn man von seinen verwanten so sicht närisch werden, solte
man sie gleich in ein schloß einsperren, ihnen dort woll zu eßen geben, sie
aber nicht unter die leütte laßen; welches die graffen von der Lippe woll
thun können, denn mich deücht, daß sie alle reich sein, die graffen von
Leiningen seindt schir alle arm… Die große mode hir seindt nun die rebus;
ein abbé de Boisgibeau, so meiner dochter spielcamerad geweßen undt ihr
alles neües schickt, so er zu Paris bekommen kan, hatt ihr zum neüen jahr
einen brieff in rebus geschrieben undt einen ahn die duchesse de Bourgogne.
Ich habe meiner dochter ihren vor E. L. abcopiren laßen, schicke es hirbey
sambt der außlegung, aber E. L. laßens der lieben Königin erst rahten; ich
glaube, mons. Harling wirdt es ahm besten rahten können, denn ich erinere
mich noch, wie er mir die römische historie mitt figuren lernte, welches mitt
eine eüll auff einem käß ahnfing, so Julius Cesar bedeüttete
[10]…
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