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Marly den 9. Julli 1705.
… Ich habe in den gazetten gesehen, wie der graff von
Sintzendorf nun cantzeler ist; was mich aber wunder genohmen, ist, daß der schelm,
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der Seyller
[1], die charge mitt dießem graffen theyllet undt die handt über
ihm haben wirdt. Man verzehlt mir letztmahl, wie dießer Seyller ein
verlogener bernheütter
[2] ist. Er hatt zu Reissewick
[3] gesagt zum Allière, er
were mein bruder undt ein bastard von mein herr vatter s[eelig]. Ich habe
geantwort: er ist nicht mein bruder, aber er ist meines herrn vattern lieberey
bruder, denn des Seyllers vatter hatt alle die dücher gemacht undt geferbt,
so man zu unßerer liberey zu Heydelberg gebraucht hatt; sein hauß ist auff
dem Graben in der vorstatt; sein vatter war aber so bitter arm, daß I. G.
der Churfürst s[eelig] auß purer charitet dießen sohn zum Neckerschüller
gemacht, undt weillen er fandt, daß er verstandt hatt, hatt er ihn weitter
studiren undt reißen laßen, hernach zum bibliotecarius gemacht undt nach
dem zum secretarius. Zur dancksagung hatt dießer Seyller I. G. s[eelig]
papiren gestohlen undt ist mitt davon geloffen ahn keyßerlichen hoff undt
alles gegen seinen herrn gethan was ihm möglich geweßen. Dießer ehrlicher
mann ist nun ein cantzler undt wirdt graffen vorgezogen. Ich glaube nicht,
daß er ein gutt endt kan nehmen, sein gewißen druckt ihn. … Ich will E. L.
verzehlen, welch eine ursach man zu Paris inventirt hatt, warumb mylord
Marlbourough dem marechal de Villars keine schlagt gelieffert: man sagt,
er liebe sehr alle wahrsager undt wahrsagerinen, undt weillen eine von großer
reputation zu Franckfort war, hatt er sie hollen laßen undt sehr examinirt,
ob er dieße campagne glücklich sein würde. So soll ihm die wahrsagerin
geantwortet haben, er würde glücklich sein, wenn er sich nur vor eine sache
hütte, nehmblich an keinen general schlagt zu lieffern, so bandt von einer
schönnen fürstin ahm degen trüge. Hirauff solle er seine spionen ins Villars
armée geschickt haben, umb zu sehen, ob er einen schlupffbandt ahm degen
hette. Sie kamen wider undt sagten, er hette keins, da wardt alles zu der
schlagt bereyttet; jedoch morgendts gar frühe schickte mylord Marlbouroug
wider hin, undt man kam ihm sagen, Villars hette nun bandt ahm degen.
Gleich wurden andere abgefertigt, umb zu erfahren, von wem diß bandt
kommen, undt Villars cammerdiner sagte, die princesse de Conti hette es
geben. Darauff zog der mylord gleich weg undt dachte nicht mehr ahn
schlagen. Wenns Villars leütte gewust, hetten sie mich ahnstatt die princes
de Conti nenen sollen, so würde nach der prophezeyung der mylord
geschlagen worden sein mitt dießem betrug. Ich kan nicht begreiffen, wie man
solche merger inventiren kan.